Der Titel führt schnell in die Irre. “Confessions Of A Loner”, das Debütalbum der Hoodoo Tones, hat nicht viel am Hut mit Herz-Schmerz-Balladen und Melancholie versprühen höchstens Songtitel wie “Blue” oder “Brokenheart Alleyway”. Davon abgesehen gibt es hier ordentlich eins auf die Mütze, das glücklicherweise aber mit Sinn und Verstand.
Frischer Rockabilly aus Frankreich
Dass die Franzosen nicht nur Chansons komponieren, sondern auch ein Händchen für Rock’n’Roll haben, ist keine neue Erkenntnis – siehe unser Review von Nico Duportal and his Rhythm Dudes. Auch bei den Hoodoo Tones ist schnell klar, dass die drei Jungs ihr Handwerk verstehen, selbst wenn sie noch gar nicht so lang zusammen auf der Bühne stehen.
Gestartet 2013 als Quartett, präsentiert sich die Band aus Lille heute nach dem Ausscheiden des Rhythmus-Gitarristen als Trio mit Gitarre, Bass und Schlagzeug, immerhin eine klassische Rockabilly-Besetzung.
Klassisch ist der Sound der Hoodoo Tones nur bis zu einem gewissen Grad. Zwar sind die Einflüsse der 50s unverkennbar und Sun-Studio-Fans dürften hier auf ihre Kosten kommen. Allerdings beschränken sich die Musiker auf ihrem ersten Album fast ausschließlich auf Eigenkompositionen. Außerdem bringen sie genug Schwung und eine leicht punkige Attitüde mit, dass “Confessions Of A Loner” musikalisch ganz auf der Höhe der Zeit ist.
Von “Northern Style” bis “Miss Lizzy” – die Hoodoo Tones setzen auf Rock’n’Roll
Der Einstieg in “Confessions Of A Loner” ist geschickt gewählt. “Northern Style” bringt alles auf den Punkt, was dieses Album zu einem echten Vergnügen macht: einen tighten Groove mit einer wohldosierten Dosis Swing, klassischen Rock’n’Roll-Appeal und die eine oder andere Stelle mit Überraschungspotenzial. Letzteres liegt vor allem am Gitarrenspiel von Frontman Kevin. Das pendelt auf seine eigene Art zwischen vertrauten Rockabilly-Licks, tieffrequenten Duane-Eddy-Anleihen und rohem Blues.
Alle diese Komponenten sorgen zusammen dafür, dass “Confessions of a Loner” spannend bleibt, Laune macht und einen perfekten Soundtrack für die Ausfahrt mit dem Cadillac abgibt. Neben dem Opener bleiben das twangige “Blue”, “Watch Your Mouth” und “In The Appartment” besonders im Gedächtnis. Außerdem hat “Confessioners Of A Loner” nicht nur einen guten Einstieg, sondern setzt mit “Miss Lizzy” auch einen amtlichen Schlusspunkt vor dem nächsten Durchlauf.
Zwischendurch gibt es mit “Asking The Stars” die obligatorische Ballade, die allerdings ein wenig zur Heulboje verkommt. In “Being In Love” sagen die Hoodoo Tones dem Rockabilly sogar mal kurz Goodbye. Das dürfte allerdings selbst Genrefans wenig stören. Dafür ist der Stampfer mit den Buddy-Holly-Melodien zu gut gelungen. Nur “Handcuffed in Reno” wirft die Frage auf, ob wirklich jede Rockabilly-Neuveröffentlichung eine galoppierende Johnny-Cash-Hommage mit Text über einen einsamen Outlaw braucht. Aber anscheinend gehen die Meinungen hier auseinander.
Fazit: “Confessions of a Loner” ist ein starkes Debüt, das Fans von Oldschool Rockabilly genauso in Schwung bringen dürfte wie alle, die es moderner bevorzugen. Spagat gelungen.
Die Hoodoo Tones im Internet: https://www.facebook.com/TheHoodooTones/