Idealistisch betrachtet verträgt sich echter Rock’n’Roll natürlich nicht mit schnöder Werbung. Auf der anderen Seite sangen auch die Beatles ganz unverblümt “Money That’s What I Want”. Und mit dem einen oder anderen Werbeclip lässt sich recht gut Geld verdienen. Die Gefahr, dass das Ergebnis peinlich ausfällt, wird dann bereitwillig in Kauf genommen. Das zeigen auch die folgenden 6 Beispiele, in denen Rock’n’Roll Stars Werbung machen.
1. Johnny Cash und der (Spielzeug)Zug
“If anybody loves trains, it’s me, Johnny Cash”, bekannte der Man in Black 1976 in einem Werbeclip für Lionel Trains. Und in einem weiteren greift er zur Gitarre, bevor er das neue “Trains and Truckin”-Set des Unternehmens präsentiert. Die Zusammenarbeit mit Johnny Cash 1976 ließ die Popularität des legendären amerikanischen Herstellers von Spielzeug- und Modelleisenbahnen noch einmal ordentlich anwachsen. Kurzzeitig gab es sogar einen eigenen “Ridin’ The Rails”-Güterwagen mit dem Logo des Stars, der als leidenschaftlicher Eisenbahn-Sammler galt. Da sag noch mal einer, Modelleisenbahnen sind spießig.
2. Frühstücksflocken für aufstrebende Rock’n’Roll Stars – Werbung mit den Rolling Stones
1964 galten die Rolling Stones als die neuen bösen Buben der Rockmusik, die der Beatlesfröhlichkeit dreckigen Rhythm’n Blues und wohlkalkuliert finstere Mienen entgegensetzten. Das hielt die Band nicht davon ab, einen Werbejingle für Kellogg’s Rice Krispies aufzunehmen. Der zugehörige Spot galt lange verschollen. Mittlerweile ist er wieder aufgetaucht und – mal ehrlich – so gut klang Kellogg’s noch nie.
3. Jerry Lee Lewis besingt “The Real Thing”
Die Liste an Rock’n’Roll Stars, die Werbung für Coca Cola fabrizierten, ist beeindruckend. Auch der Killer ließ sich 1970 dazu verleiten, eine gemütlich dahinschunkelnde Version von “It’s A Real Thing” abzuliefern. Dabei hatte der legendäre Wilde Erzählungen nach durchaus Beziehungen zu dem Kultgetränk. In einer Coca-Cola-Flasche hatte sich angeblich auch das Benzin befunden, mit dem Jerry Lee Lewis etwa 12 Jahre früher ein Klavier auf der Bühne in Brand gesteckt hatte – angeblich.
4. Brian Setzer und “The Rockin’ Granny” für Budweiser
Darüber, inwiefern Budweiser Rock’n’Roll ist oder nicht, lässt sich sicher streiten. Das hielt Stray Cat Brian Setzer nicht davon ab, Anfang der 90er in einem Werbeclip der Biermarke aufzutreten. Der eigentliche Star des Videos ist aber “The Rockin’ Granny” Cordell Jackson, die bereits in den 50er-Jahren Rockabilly-Songs auf ihrem eigenen Label veröffentlicht hatte. In dieser Hinsicht ist der Clip auch ein Beweis, dass Rock’n’Roll Stars Werbung bis ins hohe Alter machen können – und davon profitieren. Ihre Zusammenarbeit mit Budweiser und Brian Setzer bescherte der damals fast 70-jährigen noch einmal einen unerwarteten Popularitätsschub.
5. Little Richard – “Mashed Potatoes, Gravy and Cranberry Sauce”
Dass Humor sogar für Autoversicherungen kein Fremdwort sein muss, hat Geico schon mit so vielen Werbeclips bewiesen, dass diesen eine eigene Seite auf Wikipedia gewidmet ist. Auch der folgende Werbeclip mit Little Richard erreichte Kultstatus und wurde unzählige Male parodiert. Dabei ist die Idee so simpel wie effizient.
6. Und Elvis…
Ja, auch der King of Rock’n’Roll gab sich für Werbung her. Allerdings nur ein einziges Mal. Das glückliche Unternehmen: Southern Maid Donuts, eine Kette aus Texas. Angeblich war der junge Elvis so begeistert, dass er im Gegenzug für eine Schachtel Donuts folgenden Jingle aufnahm: “‘You can get ’em piping hot after four PM, you can get ’em piping hot. Southern Maid Donuts hit the spot, you can get ’em piping hot after four PM”. Der Text, den wohl auch einige andere aufstrebende Popstars zum Besten gaben, darunter Johnny Horton und Johnny Cash, spielt auf die frisch zubereiteten, extrawarmen Donuts an, die Kunden bei Southern Maid Donuts ab 16.00 Uhr jeden Tag bestellen können. Ob sich diese Unterstützung auf die Verkaufszahlen der Donuts auswirkte, ist nicht bekannt.
Titelbild: Photo Susan Mohr on Unsplash