1955 gründete Volkswagen auf der anderen Seite des großen Teichs eine offizielle Vertretung. Womit der Grundstein für die Vermarktung des Käfers in den USA gelegt worden war. Bevor der kompakte Wolfsburger zum absoluten Verkaufsschlager und einer amerikanischen Ikone werden sollte, traf man in den ersten Jahren zunächst vor allem den Nerv einer intellektuellen Elite. Diese war der riesigen Schlachtschiffe aus Detroit überdrüssig und setzte zusehends auf automobiles Understatement. Aber auch bei Beschleunigungsrennen tauchten mit den ausgehenden 50ern die ersten Käfer auf. Gemäß dem Motto „Weniger ist mehr!“, sollte den Hot Rods das Fürchten beigebracht werden.
Bugs in echte Rennmaschinen umgebaut
Drag Strips erfreuten sich in den 50er-Jahren immer größerer Beliebtheit. Auf den zumeist eine Viertelmeile langen Kurzrennstrecken zählten Käfer seinerzeit aber noch zu den ganz raren Exoten. Das änderte sich als in den frühen 60ern eine Gruppe von Käfer-Freaks aus dem Orange County nahe Los Angeles ihre Bugs in echte Rennmaschinen umbaute. Der bis heute wichtigste Tuning-Stil des Käfer-Kults, der „Califonia Look“, oft auch als „Cal Look“ oder „Cal Style“ bezeichnet, war geboren. Zu den Fahrzeugen der Pioniere zählten beispielsweise der „Tar Babe“ getaufte Racing Bug von Greg Aronson, der „Deano Dyno Soar“ von Dean Lowry, der „Inch Pincher“ von Joe Vittone, der „Lightning Bug“ der Schley Brothers oder der „Underdog“ von Ron Fleming.
Mit heiß gemachten Motoren auf den Drag Strip
Ron Fleming erinnert sich: „Die lustigsten Momente hatte ich oft an der Ampel. Ich in meinem Käferchen neben einem echten Amischlitten, doppelt so groß, dreimal so schwer. Und dann dieser verdatterte Blick in meinem Rückspiegel, wenn die Ampel auf Grün schaltet und mein Rasenmäherauto binnen Sekunden einige Käferlängen zwischen sich und das vermeintliche Muscle Car bringt.“ Mit heiß gemachten Motoren von der Straße auf den Drag Strip gebracht, konnten die Vorteile der Käfer gegenüber den konventionellen, viel schwereren, Hot Rods voll ausgespielt werden. „Wir waren eine bunte Truppe, die Lust auf Tempo hatte, aber auch auf Understatement“, sagt Ron Fleming und erklärt weiter: „Der Käfer war billig und robust, klein und cool zugleich. Eben kein Angeberauto, sondern eins für Individualisten.“
Minimales Gewicht, maximale Leistung und viel Stil
Umgebaut wurden die zum California-Looker mutierenden Käfer im Prinzip nicht anders wie ein Auto, das zum Hot Rod werden sollte: Alles, was nicht unbedingt nötig ist, wanderte auf den Müll. Weg mit Stoßstangen, Zierleisten, Reserverädern, Rückbänken … Gerne wurden Sportlenkräder montiert und überaus angesagt waren lackierte Scheinwerferringe sowie einfarbige Lackkleider im Originalton. Pflicht war ein trickreich getunter Typ-1-Motor, dessen Hecktriebler-PS mittels großer Reifen auf den Asphalt gebracht wurden. Vorne hingegen setzten die Urheber des Cal Look auf kleine Räder, was in Verbindung mit einer tiefergelegten Achse zur typischen „Nose-Down“ Optik führte. „Unser Motto lautete: Minimales Gewicht bei maximaler Leistung. Und das mit möglichst viel Stil“, bringt Ron Fleming kurz und knapp auf den Punkt was den ursprünglichen Cal Look ausmacht.
Fotos: Volkswagen AG