Eigentlich war Hasil Adkins so, wie man sich sich einen leicht verrückten amerikanischen Hinterwäldler vorstellt. Sein ganzes Leben lang wohnte der Musiker in einer Hütte in Boone County, West Virginia, zu seinen größten Leidenschaften gehörte neben Gitarren, Autos und Frauen vor allem das Essen von Hühnerfleisch und seine Beziehung zum Gesetz war nicht immer ganz unkompliziert. Allerdings war Adkins doch nocht etwas mehr – denn als One Man Rockabilly Band und Psychobilly-Pionier genießt er heute bei manchen Musikfans einen legendären Status.
Hasil Adkins und der Beginn einer eigenwilligen Karriere
Hasil Adkins kam 1937, mitten der Zeit der Great Depression, als jüngstes von 10 Geschwistern zur Welt. Geld gab es in seiner Umgebung zunächst kaum und die Schulzeit des späteren Musikers beschränkte sich einigen Berichte zufolge auf wenige Tage. Damit blieb Adkins Zeit seines Lebens ein Mann mit wenig Bildung aber einer sehr reichen – und etwas sonderbaren Fantasie.
In seiner Kindheit kam Adkins auch das erste Mal mit Musik in Kontakt, vor allem mit Countrysängern wie Hank Williams und Jimmie Rodgers. Irgendwie nahm der Heranwachsende ganz selbstverständlich an, dass diese alle Instrumente gleichzeitig spielten. Diese Idee sollte er bald selbst umsetzen, denn beim Radiohören beließ es Adkins nicht lange.
Schon als Kind begann er damit, auf Blechdosen zu trommeln. Später ging er dann zur Gitarre über und begleitete sich zunehmend mit diversen Percussioninstrumenten bzw. dem Schlagzeug, das er mit dem Fuß spielte. Nach eigener Aussage konnte Hasil Adkins auch noch Klavier und Orgel mit dem Ellbogen bedienen, falls er dies als notwendig betrachtete. In den 50ern begann er damit, die Öffentlichkeit mit seinem Können bekanntzumachen – und musste bald feststellen, dass die große Masse noch nicht bereit war für diesen rohen Sound aus einer Hütte in Virginia
Von Hühnern, enthaupteten Frauen und Erdnussbutter
Woran es genau lag, das Hasil Adkins mit seiner Suche nach Plattenverträgen Anfang der 60er-Jahre keinen Erfolg hatte, lässt sich schlecht rekonstruieren. Höchstwahrscheinlich war die Zeit einfach noch nicht reif für die punkige Mischung aus Rockabilly und Country, die der passionierte Fleischesser und Frauenerober Plattenproduzenten in Kaliforninen entgegenschleuderte.
Das galt wohl nicht nur für die Musik von Hasil Adkins, sondern auch für seine Texte. Denn der Multiinstrumentalist sang selten von der Liebe, und wenn dann oft auf seine ganz eigene Art. So handelten Adkins Songs davon auf dem Mond Erdnussbutter zu essen, die eigene Freundin zu enthaupten oder den von Adkins selbst entworfenen Chicken Walk zu tanzen
In den 60ern trat Hasil Adkins deshalb hauptsächlich Clubs in seiner Heimatregion auf. Platten nahm er in Eigenregie in seinen eigenen vier Wänden auf, diese interessierten allerdings bis in die 80er-Jahre hinein nur wenige Hörer. Das galt wohl auch für den jeweils amtierenden Präsidenten der USA, dem Hasil grundsätzlich eine Aufnahme von sich zuschickte. Von Richard Nixon kam immerhin eine Antwort, die lautete: “I am very pleased by your thoughtfulness in bringing these particular selections to my attention.”
Späte Entdeckung eines Psychobilly-Pioniers
Dass Hasil Adkins heute zumindest einigen Musikenthusiasten als früher Wegbereiter des Psychobilly bekannt ist, ist vor allem den Cramps zu verdanken. Denn nachdem die amerikanische Punk-Rockabilly-Band eine von Adkins Kompositionen, „She said“, zu unverhofftem Ruhm verholfen hatte, „entdeckte“ das New Yorker Plattenlabel den unermüdlich spielenden Adkins und holte ihn aus seiner Hütte auf eine Tour durch Amerika.
Von da an sollte Atkins eine späte musikalische Hochzeit erleben. Nicht nur wurde sein erstes professionelles Album 1987 in der New York Times zum „Rock Album of the Week“ gekürt. Auch ein neuer Vertrag mit dem Blues-Label Fat Possum erwies sich als erfolgreich. Sogar eine kleine Karriere als Schauspieler schlug Hasil Adkins auf seine alten Tage noch ein, unter anderem – ganz in Psychobilly-Manier – mit einem kleinen Auftritt in der Zombie-Komödie „Die You Zombie Bastards“.
Eine Geschichte mit Licht und viel Schatten
Mittlerweile gehört die Geschichte von Adkins zu einer von Journalisten und Musikkritikern gerne erzählten. Einer von ihnen sorgte für einen Wutanfall bei Sting, als er dem Ex-Police-Bassisten Hasil Adkins als positives Beispiel eines integren Musikers vorhielt. Der Clinch interessierte Adkins selbst wohl kaum. Er schien in seinen letzten Jahren recht glücklich mit der positiven Resonanz, den seine Songs plötzlich erfuhren, auch wenn ihn ein Teil des Publikums mehr als Freak denn als Künstler betrachtete.
Leicht war das Leben als One Man Band wohl nicht. Nach diversen Aussagen litt Adkins immer wieder an Depressionen und Schlaflosigkeit. Dass er die Frauen liebte, aber nie die eine fürs Leben fand, führte für den Musiker unter anderem zu einem Gefängnisaufenthalt, nachdem er sich eine Schießerei mit einem eifersüchtigen Ehemann geliefert hatte. Und auch das Ende des bis auf seine Hahnenkämpfe stets freundlichen Sängers war ein tragisches. Er wurde auf seinem eigenen Grundstück von einem Jugendlichen auf einem ATV überfahren. Bleibt zu hoffen, dass sich einige Musikhörer von den Worten des Kritikers und Journalisten Nick Tosches inspirieren lassen, der meinte:””Like the Bible and toilet paper, the music of Hasil Adkins belongs in every household.”