In Berlin finden sich unzählige interessante Clubs, aus der Masse herauszustechen scheint darum gar nicht so einfach zu sein. Der Bassy Cowboy Club setzt sich mit seinem außergewöhnlichen Konzept von anderen Locations deutlich ab: mit dem Ruf “Yeeehaw!” als Cowboy-Eldorado beworben, erwartet man als Gast anfänglich einen Club, welcher sich welcher sich ausschließlich dem handgemachten Besten von 1949 -1969 verschrieben hat.
Jedoch bietet der Bassyclub neben Musik wie z.B. der Countrylegende Johnny Cash ebenfalls feinsten Beat oder Rock`n`Roll. Die wunderschöne Lounge-Atmosphäre des Clubs lädt zum Verweilen ein. Im Bassyclub gibt es nämlich eine ganze Menge zu entdecken: hier feiern typische Berliner Szenegänger und Mittehippe mit skurrilen Gestalten mit Stetson oder Navajoschmuck. Aber auch Mods, Dandys, Teds oder Rockabillies fühlen sich hier zu Hause.
Die ausgelassenen Partys, coolen Konzerte und der ganz besondere Charme von dieser Location machen den Bassy Cowboy Club zu einem besonderen Ausgeherlebnis.
Wir durften für euch mit Lotte Klau vom Bassy Cowboy Club ein Interview führen, vielen lieben Dank für die freundliche Beantwortung unserer Fragen.
Seit wann gibt es euch? Stellt euch bitte kurz vor
Der Bassy-Club hat sich von Anbeginn dem musikalischen Underground vor 1969 verschrieben. Angefangen haben wir zur Jahrtausendwende als eingetragener Verein zur Erhaltung und Förderung der Rock´n´Roll Kultur in Berlin. Die Gewerberäume einer ehemaligen Kugellagerfabrik waren unser Vereinsheim. Jedes Wochenende haben wir abends einfach die Türen geöffnet und geguckt wer so kommt, neben den paar Vereinsmitgliedern. Nach und nach hat es sich in der Szene herumgesprochen dass man, neben den spontanen Konzerten die bei uns stattfanden, auch verdammt gut tanzen konnte, zu den alten vinylscheiben der hobby-djs. Im Winter konnte man an der brennenden Öltonne im Hinterhof echte Lagefeuerromantik atmen. Die Vereinsnummer mussten wir mit wachsender Gästezahl auf etwas professionellere Füße stellen. Also zogen wir 2006 eine Hausnummer weiter, in unsere jetzigen Räumlichkeiten.
Könnt ihr uns eine wenig über die Geschichte eurer Bar erzählen?
Die Räume des Bassy Clubs gehörten bis 1921 zum Gelände der Brauerei Pfefferberg auf dem Prenzlauer Berg. In den 60er Jahren nutzte die Sparkasse der DDR die Räume als Gelddepot – im hinteren Bereich des Clubs ist noch der Tresorraum vorhanden. Von 1998 – 2006 war hier der Club Pfefferbank beheimatet, bis der Bassy Club am 1. Dezember 2006 in den jetzigen Räumen eröffnete. Das 1841 erbaute, alte Gemäuer ist ein geschichtsträchtiger Ort und genau richtig dafür, unseren „Auftrag“ fortzuführen. Dieser spiegelt sich in der Einrichtung ebenso wie im kulturellen Programm wider. Unser Interieur, Ausstattung und Deko lehnen sich ohne Dogmatismus an die musikalische Ära der 50er und 60er an. Ein wenig abgerockt und eckig ist es, trotzdem erkennt man überall die Liebe zum Detail. Stoffe, Holz und Eisen sind von Hand so hingebaut, dass ein spontaner Eindruck wie: „Sieht so aus als wär´s schon immer da“ für uns ein erwünschtes Kompliment ist.
Welche Art von Leute besucht euch? Wie sieht euer Publikum aus?
Wir haben ein sehr kontaktfreudiges Publikum, das zwischen 20 und 50 Jahre alt ist, ein innovatives Musikkonzept, einen Club-Raum zum Tanzen und eine Lounge zum gemütlichen sitzen, quatschen und rauchen. Die ambitioniertesten Sixties DJ`s, die wir finden konnten, spannen mit ihrem mitgebrachten Vinyl den Spannungsbogen bis zum Konzert. Das sorgt für die brodelnde Stimmung und eine tolle Atmosphäre. Unser Publikum ist wunderbar mitzureißen und hungrig nach den Wurzeln authentischer Kultur. Es ist zeitlos, entspannt, gemischt und neugierig. Die Leute kommen aus verschiedensten Sparten und sind keine homogene Masse sondern Musikfreaks die sich zum Teil auch mehr oder weniger wissenschaftlich mit Musik befassen; einige unserer Gäste sind seit Anbeginn mit dabei und so haben wir ein ziemlich großes Stammpublikum. Außerdem sind wir auch ein immer beliebter Ausgehtipp wenn es für den “Berliner” wieder einmal gilt, angereisten Besuchern etwas zu bieten. Mit wöchentlich stattfindenden Burlesque-Shows, Tanzveranstaltungen und Kursen zu Jive, Swing, Rock´n´Roll, und der Queer-Disco am Donnerstag, geben wir Einblick in die wilde, kulturelle Bandbreite der Stadt. Im Bassy gibt es Mods, Beatniks, Rockers, Cowboys, Teds, Dolls, Dandys, Burlesque Tänzer, Künstler, Circus Freaks und Music Geeks. Wir mögen es, wenn Männer lässig elegante Anzüge tragen, und Koteletten, Hüte, Lederjacken und Tattoos. Frauen finden wir sowieso toll, aber besonders stehen wir auf High Heels, Netzstrümpfe, Miniröcke, Petticoats, Korsetts, Leopardenfell, Bikinis, Bunny Suits, und was auch immer man an Glitzer und Glamour zu Hause finden kann.
Welche Einflüsse der 50s beeinflussen eure Bar?
Generell kann man sagen: Wer Musik weitab von Mainstream und Radio hören will ist bei uns goldrichtig. Spezieller formuliert beeinflusst uns vor allem die Amerikanische Underground Musik, also alle schwarzen Musiker die den Rock & Roll direkt oder indirekt geprägt haben. So wie große schwarze Big Bands und Bebop-Jazz. Außerdem natürlich noch der Rhythm and Blues. Hier wären Beispiele Ray Charles, Chuck Berry, Louis Jordan, Etta James, Little Richard, James Brown. Dann kommt auch noch der Blues dazu: Im Besonderen Muddy Waters, John Lee Hooker. Labels die wir interessant finden, sind Chess Records, Sun Records sowie King Records. Ansonsten beeinflusst uns natürlich der Rockabillysound, hier vor allem Jerry Lee Lewis, Johnny Burnette Trio, Gene Vincent, Charlie Feathers. Geprägt haben uns bestimmt auch der Film noir und der Independent Film. Großartig sind Filme wie Shadows, Kiss Me Deadly, The Wild One, On the Waterfront, Attack of the Crab Monsters, Fahrstuhl zum Schafott, La Strada, Lohn der Angst und Rebel Without a Cause.
Habt ihr selbst Idole aus den 50s?
Ja. Das wären natürlich der große Elvis Presley, Rainer Werner Fassbinder, Alfred Hitchcock, Fidel Castro, Johnny Cash, James Dean, Jean Paul Sartre, Roberto Rossellini, Willie Dixon, Bo Diddley, Chuck Berry, Marlon Brando, Howlin’ Wolf, Ruth Brown, LaVern Baker, Fats Domino, Guitar Slim, The Beat Generation, Nina Simone, Carl Perkins, Etta James und Marilyn Monroe.
Welche Bands laufen bei euch persönlich rauf und runter?
Ray Collins Hot Club, Wanda Jackson, Andre Williams, The Messerchups, The Fuzztones, The Montesas, Los Banditos, Rob Ryan Roadshow, King Khan & BBQ Show. Die sind völlig verrückt und sie spielen zum Beispiel auch bald bei uns. -> Siehe Frage welche Einflüsse der 50er beeinflussen eure Bar.
In eurer Bar gibt es immer wieder coole Rock’n’Roll Events mit Bands. Wann findet das nächste statt und wer spielt / ist dort zu sehen?
Hm, da fallen mir gleich ein paar besonders spannende ein: Am 13.10. spielen Los Bandidos, am 1.11. haben wir die Fuzztones bei uns, am 15.11.14 The Low Flying Ducks und am 19.12.14 die Rob Ryan Roadshow.
Aber außerdem sehr wichtig zu erwähnen ist, dass das Bassy ganz bald Geburtstag hat. Wir haben demnächst unser 13. Jubiläum! Und das wollen wir mit euch allen zusammen feiern. Am 12.12.14, unseren treuen Besuchern zum Dank, ohne die es uns schon lange nicht mehr geben würde, schmeißen wir eine große Party. Geplant ist eine lange Nacht der Bassy DJs: Ein bunter und verrückter Abend, mit vielen uns zugetanen Livemusikern. Unsere Resident DJs und die gesamte, ambitionierte 60er Jahre-DJ-Gemeinde Berlins bitten wir an die Plattenteller. Startschuss ist ab 21 Uhr, es gibt freien Eintritt die ganze Nacht lang und frei Getränke solange der Vorrat reicht! Ein Abend mit besonderen Überraschungen. Ihr seid alle herzlich eingeladen. Kommt doch gerne einfach alle vorbei!
Was waren eure bisherigen Highlights im Bassy? Gibt es auch lustige Geschichten oder Anekdoten von Auftritten oder Shows? Hattet ihr auch schon bekannte Gesichter/Promis als Gäste?
Tatsächlich hatten wir sogar schon lebende Legenden wie Wanda Jackson, Andre Williams, The Pretty Things, Fuzztones, Nikki Corvette, Tav Falco und viele mehr auf unserer Bühne zu Besuch. Lustige Geschichten gibt es viele: Einmal war zum Beispiel Katy Perry als Gast da. Sie kam an einem Donnerstag, da haben wir bei uns eine Veranstaltung die von einer Dragqueen organisiert wird, Chantal. Chantal ist eine exzentrische, ausgefallene, freche, lustige und sehr selbstbewusste Person. Katy Perry kam also mit einer Riesenbagage an Securityleuten und wollte dann umsonst rein. Die Dame stand länger draußen vor der Tür und es begann eine Diskussion mit unseren Türstehern, die schließlich auch Chantal mitbekam. Chantal kam raus und Katy stellte sich ihr lächelnd vor: „Hey I´m Katy Perry.“ Daraufhin gab Chantal ihr nur ebenfalls lächelnd die Hand und sagte: „Hey, Im Chantal. 10 Euro Please.“
Welche Drinks und Leckereien sollte man als Gast unbedingt probieren?
Der Drink den man bei uns unbedingt probieren sollte, wird von unserem Barchef Matthias höchstpersönlich gemixt – der Mexikaner. Jede Bar hat für dessen Herstellung ihr ureigenes, geheimes Rezept. Wir bilden uns ein, dass wir den besten Mexikaner der Stadt machen :).
Außerdem haben wir noch das Bassy-Gedeck, das ist eine Kombination aus bayrischem Fassbier und Shot. Dazu kommen noch unsere hochwertigen Alkoholika. Wir haben eine nicht unansehnliche Whiskysammlung und auch verschiedener hochwertiger Scotchs, Burbons und Single Mulls. Wir haben auch 120 Cocktails: Vom Long Island Ice Tea über den Moquito zum Russian Mule und den Caipirinha.
Beschreibt einmal einen ganz typischen Abend in eurem Tanzlokal 🙂
Die Gäste in der abseits gelegenen Raucherlounge werden vom Abendleiter in einem kurzen Rundgang informiert, dass es Zeit ist die Kippen auszudrücken. Das Tanzparkett füllt sich, die Künstler bahnen sich ihren Weg zur Bühne. Handgemachte Musikgeschichte beginnt. Loud, fast and out of control. Dank an all die Künstler, die uns die Ehre erwiesen haben. Von den Gagen die wir bieten können, wird man sicherlich nicht fett. Berlin ist arm aber sexy. Deshalb gestalten wir den Eintrittspreis dementsprechend erschwinglich und bei 250 zahlenden Gästen ist der Laden voll. Ein simples Rechenexempel.
Das Ambiente eines wild tobenden Wohnzimmers kann, ebenso wie der für Berliner Verhältnisse überschwängliche Applaus, lohnender Dank sein. Die Bühne steht erhaben, der Dancefloor übersichtlich groß, das Publikum wähnt sich gefühlt also immer in der ersten Reihe.
Die Artisten nehmen oft und gern ein Bad in der wogenden Menge. Schön auch, wie der nationale und internationale Nachwuchs sich zunehmend auf die musikalischen Relikte alter Zeiten zurück besinnt, sie neu interpretiert oder fusioniert. Durstig von den Zugaben räumt die Band das Feld für die lange Tanznacht danach. Die Drinks spendiert das Haus. Der Tresen wird zum Backstage und die Kommunikation zum Publikum ist schrankenlos.
Gedimmtes Flackerlicht taucht die Szenerie in dunkelbunte Tupfer. „Die Familie“ beginnt wieder zu tanzen, lümmelt in Sofecken oder hält sich stehend an Gläsern fest. Der live-act sickert wohlig echt ins Gefühlskostüm. Zugezogene, Gebürtige, Durchreisende; sie alle können sich dafür begeistern, dass Musik nicht zwingend elektronisch sein muss, um zu feiern. So stemmen wir uns weiterhin der kleine Fels dem Mainstream des Flüchtigen und Beliebigen entgegen. We keep on rockin`.
Wo kann man euch im Internet finden?
Der Bassy Cowboy Club in drei Worten
Kulturstätte, Hafen und Zuhause für den Abend
Bassy Cowboy Club
Schönhauser Allee 176
10 119 Berlin
Wenn ihr in Berlin viele stylische und nette Leute an einem Ort treffen möchtet, dann seid ihr im Bassyclub goldrichtig.
Text: Isabella Labella
Hi Laurin,
leider sind wir nicht die Inhaber der Bar. Wir haben nur einen Blogbeitrag in unserem Magazin zu dem Club veröffentlicht. Der Bassy Club hat seine Pforten wohl 2018 geschlossen. (https://www.tagesspiegel.de/berlin/berliner-nachtleben-bassy-club-in-prenzlauer-berg-schliesst/20874842.html)
Liebe Grüße
Emmy von Rockabilly Rules
Sehr geehrte Damen und Herren,
mein Name ist Laurin Kockwelp und ich arbeite freiberuflich beim Film in der Aufnahmeleitung. Seit kurzem drehe ich meine eigenen Kurzfilme. Mein aktuelles Projekt, ist ein 5 minütiger Kurzfilm, der in einer amerikanischen Bar in den 60er Jahren spielt. Die Geschichte begleitet einen jungen FBI Officer, der eine Razzia in dieser Bar anleiten soll.
Ihre Bar wäre perfekt für diesen Kurzfilm und da momentan die Bar sehr wahrscheinlich unbenutzt ist. Dachte ich mir, es wäre eine super Gelegenheit für uns dort zu drehen. Wir sind eine kleine Filmcrew, bestehend aus 10 Leuten und ca. 10 Kleindarstellern, sowie zwei Hauptdarstellern und einer Band, die während der Handlung in der Bar spielt.
Wenn es nicht vermeidbar ist, würden wir vorher alle Beteiligten Personen mit Corona Schnelltests prüfen.
Geplant sind zwei Drehtage, also ein Wochenende (Samstag und Sonntag).
Das komplette Vorhaben ist abhängig von der aktuellen Krise. Eventuell müssen wir mit dem Dreh sogar warten, bis der Lockdown sich gelockert hat.
Ich würde mich sehr über einen Rückruf von Ihnen freuen, um Ihnen noch mehr von unserem Projekt zu erzählen und Einzelheiten zu erläutern.
Mit freundlichen Grüßen,
Laurin Kockwelp