“Have a Ball” ist eine Aufforderung, der Rock’n’Roller gerne nachkommen – vorausgesetzt, der Sound stimmt. Mit ihrem gleichnamigen Studioalbum fordern die “Cable Bugs” zum Tanz auf. Wir haben ausprobiert, ob beim Hören Feierlaune aufkommt.
Neo-Rockabilly aus Deutschland und Belgien
Seit 2002 ist die deutsch-belgische Combo “The Cable Bugs” auf Bühnen in Deutschland und den Benelux-Ländern unterwegs. Dabei musste die Band im Laufe der Jahre so manche Hürde nehmen, inklusive Besetzungswechsel und längeren Schaffenspausen. Auf der anderen Seite teilte sich das Quartett schon Line-ups mit namhaften Rockabilly-Künstlern wie Slim Jim Phantom oder Restless.
Mit “Have a Ball” blasen die “Kabelkäfer” jetzt neu zum Angriff. Dabei wäre auch dieses hart erarbeitete Projekt fast ins Wasser gefallen, geht man nach den Aussagen der Band. Da ist die Rede von “zähem Ringen” und Wortgefechten mit “dicken, Zigarre rauchenden Plattenbossen in Kolonialstil-Büros”, die die kampferprobten Tollenträger fast dazu veranlasst hätten, alles hinzuwerfen.
Doch dann kam zum Glück Wolverine Records und damit das Licht am Ende des Tunnels. Seit Freitag, den 24.11., ist “Have a Ball” offiziell erschienen. Grund für Feierlaune?
Kraftstrotzend und gut gelaunt – The Cable Bugs drehen auf
Stolpersteine hin oder her, eins ist sicher: ihre gute Laune lassen sich The Cable Bugs nicht nehmen. “Have a Ball” beginnt mit einem entspannt swingenden, leicht jazzigen Riff auf der Akustikgitarre, das kurz darauf in einen treibenden Ohrwurm mit gut dosierten Punkanleihen mündet. Ein echtes Highlight gleich zum Start der Party.
Dabei lassen es die Cable Bugs auf den restlichen zwölf Stücken von “Have a Ball” meist etwas rock’n’rolliger angehen. Das gilt für das Titelstück mit demonstrativer Dicke-Eier-Verzerrung genauso wie für das bluesige “You Need” oder “Screams of Fear”. Das Gespür für angenehm poppige Mitsummrefrains und catchy Harmonien zieht sich jedoch durch große Teile der Scheibe und hebt sie von konventionelleren Neo-Rockabilly-Alben ab. Rockabilly ist “Have a Ball” trotzdem, daran besteht kein Zweifel. Ob treibender Kontrabass, swingende Drums oder Gitarren mit viel Twang, The Cable Bugs beherrschen alle typischen Zutaten des Genres, sodass auch Puristen und Stray-Cats-Fans auf ihre Kosten kommen. Und auch Sänger Mark Diceman muss sich mit seiner Rockerröhre nicht vor der Konkurrenz verstecken.
Nicht immer geht die Rechnung auf. In “I Want Boogie, Baby” gehen Lässigkeit und Lockerheit stellenweise im Geschwindigkeitsrausch flöten und das einzige Cover auf “Have a Ball”, “Black Diamond” stinkt ein wenig ab gegenüber der vollendeten Coolness von Roy Browns Bluesklassiker aus den 50er-Jahren. Doch schließlich gibt es auf jeder Party mal einen Durchhänger, und der dauert bei den Cable Bugs nie lange. Da bleibt nur eins: “Have a Ball!”