15 Jahre zählt die Bandgeschichte der Pinstripes mittlerweile. Ein guter Grund, Anlauf zu nehmen und mit Schwung ein neues Album auf den Markt zu werfen. Der jüngste Streich des Rockabillytrios aus Süddeutschland nennt sich Gotta Roll und – so viel sei schon verraten – trägt seinen Namen zurecht.
Ein musikalischer Tritt in den Hintern
“Kick-ass Rockabilly” nennen die Pinstripes ihren Sound. Dass das kein leeres Versprechen ist, haben sie live schon unzählige Male unter Beweis gestellt. Auch das neueste Werk der Band, die mittlerweile fleißig durch Europa tourt, gibt sich kraftstrotzend und unverbraucht.
Dabei bleiben die drei Musiker ihren Wurzeln treu, ohne langweilig zu werden. Gotta Roll ist vor allem klassischer Rockabilly ohne faule Kompromisse, mit viel Vorwärtsdrang und einer fetten Betonung auf dem Wörtchen Rock. Slapbass und swingende Drumgrooves treffen auf eine Gitarre, die abwechselnd nach Wellenritt auf dem Surfboard, entspannter Spritztour im Cadillac und wohligem Whiskyrausch klingt. Obendrauf gibt es eine gut geölte Stimme und zusätzlich noch den einen oder anderen Gastauftritt, der für die Sahnehaube auf der Torte sorgt – beziehungsweise den Schuss Rum im Kuchen.
Vor allem dann, wenn sich noch eine Bluesharp ins Geschehen einmischt, bekommt das Soundgemisch der Pinstripes einen bluesigen Touch – so wie im knarzigen Opener Devil in Me, der wohl sogar den Langbärten von ZZ Top ein anerkennendes Kopfnicken abringen dürfte. Insgesamt gibt sich Gotta Roll überwiegend so schwungvoll, wie man es von den Pinstripes gewohnt ist.
Wer noch einen schweren Kopf vom Vorabend oder Lust auf gemütliches Schwofen hat, wird vor allem in der zweiten Hälfte der Scheibe fündig, zum Beispiel mit dem luftigen Just Friends oder dem Raußschmeißer, der schlicht und einfach Goodbye heißt – man muss es sich ja nicht unnötig kompliziert machen.
Selbst vor Metallica machen die Pinstripes nicht Halt
Etwa zwei Drittel der Songs auf Gotta Roll sind Eigenkompositionen – für eine klassische Rockabilly-Scheibe eine stattliche Anzahl. Auch textlich bleiben die Pinstripes ehrlich und widmen sich den zentralen Themen des Rock’n’Roll-Lifestyles, vor allem dem Leben als rastloser Outlaw, der sich durch nichts auf der Welt davon abhalten lässt, spätestens nach ein paar Tagen wieder seinen Mustang zu satteln und Gas zu geben…Gotta Roll eben. Für Abwechslung sorgt die Psychobilly-mäßige Schauergeschichte vom Cop Killer oder das fröhlich twangige Rockabilly Radio.
Ergänzt wird das eigene Material auf Gotta Roll durch einige Coverversionen, deren Auswahl etwas untypisch ist für eine Rockabilly-Combo. Zwar ist es schon seit einiger Zeit in Mode, Plastikpop und Rockklassikern mal eben ein musikalisches Gewand im Stil der 50s überzuwerfen. An einer rock’n’rolligen Version von Nothing Else Matters hat sich allerdings vor den Pinstripes kaum jemand versucht. Das Ergebnis dürfte nicht jeden Metallica-Fan in Freudentaumel versetzen, aber live ein ziemlicher Knüller sein. Richtig gut funktioniert Bad Case Of Loving You oder das von den Misfits stammende Dig Up Her Bones, das förmlich zum fröhlichen Mitsingen oder grölend um ein Faß Bier Hüpfen einlädt.
Das alles klingt nicht zuletzt deshalb so gut, weil die drei Pinstripes 15 Jahre Zeit hatten, um sich einzuspielen und auch so richtig gute Musiker sind. Vor allem Liebhaber geschmackvoller Gitarrensoli kommen bei Gotta Roll auf Ihre Kosten. Da kann man mit gutem Gewissen eine uneingeschränkte Empfehlung geben.