Wenn eine Band bald 20 Jahre auf dem Buckel hat, wächst die Gefahr, dass irgendwann die Luft raus ist. Nicht bei den Pinstripes. Auf ihrem neuen Album Troublemaker lassen es die Süddeutschen gewohnt schwungvoll angehen.
“Kick-ass Rockabilly” in Neuauflage
2001 in Ludwigsburg gegründet, gehören die Pinstripes zu den alten Hasen der deutschen Rockabilly-Szene – auch wenn man ihnen das weder im Studio noch auf der Bühne anmerkt. Mit Troublemaker präsentiert das Trio sein 5. Album und bleibt dabei seinem musikalischen Stil weitgehend treu. Swingender Neo-Rockabilly mit kräftigem Blueseinschlag und Punkattitüde heißt die Devise, “Kick-ass Rockabilly” eben. Auch die Zusammensetzung aus hauptsächlich Eigenkompositionen plus ausgewählte genrefremde Cover folgt einem bewährten Rezept.
Dabei brauchen sich langjährige Fans keine Sorge machen, dass die Pinstripes langsam in Altersmüdigkeit versinken. Im Gegenteil, auf Troublemaker legt die Band noch eine kleine Schippe drauf.
Troublemaker gibt sich abwechslungsreich und druckvoll
Gleich zum Auftakt gibt es mit dem Titeltrack kräftig eine auf die Mütze. Mit bluesigem Gitarrenriff und munter lospreschender Rhythmusgruppe stellt er die Weichen auf Füßezappeln. Betty Blue dagegen swingt schön leichtfüßig mit Mitsingrefrain und röhrendem Saxofon – eine Eigenkomposition, die im positiven Sinne nach Original aus lange vergangenen Zeiten klingt.
Und auch der Rest von Troublemaker lässt keine Langeweile aufkommen. Ob Surf-Rock-Anleihen (Bad Reputation), poppige Harmonien (Four-Wheeled-Coffin) oder Texas-Blues (Chainsaw), die Pinstripes sorgen für Abwechslung. In Narben wird es sogar deutschsprachig – was dann leider doch nach Rockabilly-Schlager klingt. Nur eine Ballade sucht man vergebens. Troublemaker richtet sich unverkennbar an alle, die es flott bevorzugen.
Dabei tragen die Eingespieltheit des Trios und die musikalische Versiertheit seiner einzelnen Mitglieder erheblich dazu bei, dass Troublemaker so viel Spaß macht. So dürften die Gitarrensoli von Frontmann Spike manch einen Szene-Kollegen ein wenig neidisch zurücklassen. Dasselbe gilt für das wunderbar entspannt groovige Zusammenspiel von Bassist Tom und Drummer Hagen.
Nur die Reibeisenstimme klingt manchmal etwas nach “Sing doch mal so, als ob du Whiskey frühstückst”. Auch der Versuch, den stampfenden Blues-Klassiker Hoochie Coochie Man auf doppelte Geschwindigkeit hochzutunen, geht nicht so ganz auf. Aber wo viel Licht ist, ist halt auch mal Schatten. Dafür ist das Ramones-Cover Poison Heart fast schon hitverdächtig. Ein würdiger Abschluss eines Albums, das beweist, dass die Luft bei den Pinstripes noch lange nicht raus ist.
Alles bestens also im “Pinstripes-Universum”. Da können nochmal 15 Jahre kommen.