Elvis, Johnny Cash, Jerry Lee Lewis – sie alle fuhren einen und wenn sie nicht am Steuer saßen, sangen sie darüber. Bis heute ist ein Cadillac die ultimative Rock’n’Roll-Limousine, ob in pink oder hellblau, aber in jedem Fall groß und mit einem ausgeprägten stromlinienförmigen Heck.
Warum der Cadillac Cadillac heißt
Historiker führen die Geschichte des berühmtesten Rock’n’Roll-Autos aller Zeiten gerne bis ins 18. Jahrhundert zurück. Dann nämlich – 1701, um genau zu sein – gründete eine kleine Gruppe von Frankokanadiern Detroit. Ihr Anführer: Le Sieur Antoine de la Mothe Cadillac. Zu diesem Zeitpunkt war die Vorstellung eines benzingetriebenen Vehikels freilich noch Science Fiction und Le Sieur Antoine de la Mothe Cadillac musste sich Zeit seines Lebens nur mit Pferden herumschlagen.
Die Gründung der Marke Cadillac selbst war eng verknüpft mit dem findigen Ingenieur Henry Martyn Leland. Dessen benzingetriebener Motor wurde 1897 noch von der Olds Motor Vehicle Company abgelehnt, doch Leland blieb hartnäckig, war er doch – nicht ganz zu unrecht – davon überzeugt, dass Autos eine glänzende Zukunft bevorstand . Zusammen mit einer Gruppe von Investoren, die der Automobilbranche eigentlich den Rücken kehren wollte, gründete Leland 1902 seine eigene Firma und benannte sie nach dem Mann, der 200 Jahre zuvor Detroit gegründet hatte. Das war übrigens nicht der letzte Coup des Ingenieurs. Nachdem er Cadillac an General Motors verkauft hatte und das erfolgreiche Unternehmen 1917 verließ, gründete er dessen härtesten Konkurrenten, die Lincoln Motor Company.
Der Cadillac als Gangsterwagen – Al Capones Spezialanfertigung
Noch einige Zeit vor Elvis Presley besaß ein anderer prominenter Amerikaner einen Cadillac. Während viele seiner zeitgenössischen “Berufskollegen” einen Ford oder Packard fuhren (Clyde Barrow, die männliche Hälfte von Bonnie und Clyde, bedankte sich in einem persönlichen Brief bei Henry Ford für die Verlässlichkeit des Model 18), bevorzugte der größte Gangsterboss Chicagos einen Cadillac. Allerdings nahm er nicht mit einem gewöhnlichen Modell vorlieb.
Al Capone lebte gefährlich und wollte zu jeder Zeit für spontane Angriffe seiner Konkurrenten gerüstet sein. Deshalb ließ sich der Mafiaboss einen der ersten gepanzerten Wagen der Geschichte mit kugelsicherem Glas anfertigen. Zusätzlich sah das Fahrzeug den Fortbewegungsmitteln der Polizei von Chicago täuschend ähnlich. Außerdem war es Insassen möglich, kleine Schießscharten in den Fenstern zu öffnen, die genau auf einen Maschinengewehrlauf ausgelegt waren. Damit war gefahrloses Zurückschießen gewährleistet. Die Geschichte, dass der später versteigerte Cadillac irgendwann einmal Präsident Franklin D. Roosevelt transportierte, ist allerdings ein Mythos.
Cadillac in den 50s – Symbol für Reichtum und Ansehen
Die 50er Jahre gelten als das erste Goldene Zeitalter des Cadillac. Als Symbol für Luxus und Wohlstand auf vier Rädern konnte ihm kaum eine andere Automobilmarke das Wasser reichen. Neben einem mächtigen Motor und einem exzellenten Fahrverhalten war es vor allem die Optik, die Cadillacs zu einem Traum vieler Männer und auch einiger Frauen machten. Als Kreuzung aus Straßenschiff und Mondrakete wirkten viele Modelle der Marke wie direkt aus einer anderen Welt – genau das Richtige, um den eigenen Wohlstand zu feiern und das andere Geschlecht zu beeindrucken.
Für viele Leute war ein Cadillac allerdings unerschwinglich. Umso mehr wurde der Wagen zum Statussymbol. Vom Industriemagnat bis hin zu Präsident Dwight Eisenhower – Cadillac war die Promimarke schlechthin, die auch von eher spießigen Zeitgenossen bevorzugt wurde. Dabei brachte sie so manches Modell hervor, das förmlich dazu einlädt, sich über Geschmack zu streiten – den Cadillac Cyclone zum Beispiel, der unangenehm an missglückte Science-Fiction-Movies erinnerte.
Cadillac und Rock’n’Roll
Rock’n’Roll und Rockabilly Stars waren nicht die ersten Musiker, die einen Cadillac zu ihrem Lieblingsfortbewegungsmittel erkoren. Schon vor den ersten Sun-Singles genoss die Marke einen legendären Status unter Bluesmusikern – was auch daher rühren mag, dass das Unternehmen als eines der ersten in Amerika Werbekampagnen speziell für Schwarze durchführte. Besaß einer der Adressaten genug Geld, um sich den beworbenen Wagen zu kaufen, musste er dies aber unter Umständen über einen weißen Freund machen. So zumindest ging es Boxerlegende Joe Louis, dem “braunen Bomber”, dem 1932 der Eintritt in die örtliche Cadillac-Niederlassung wegen seiner Hautfarbe verwehrt wurde.
Während Elvis Presleys Leidenschaft für Cadillacs legendär ist – angeblich kaufte der Sänger in seinem Leben etwa 200 Fahrzeuge des Unternehmens, von denen er die meisten verschenkte – beschäftigte sich ein anderer Sänger in seiner Musik intensiver mit der Marke. Chuck Berry schrieb eine Vielzahl an Songs mit Verweisen auf einen Cadillac, angefangen bei “Maybellene”, seinem ersten Hit. Dass er selbst liebend gerne Modelle des Unternehmens fuhr, versteht sich von selbst. Dasselbe gilt für Jerry Lee Lewis, Johnny Cash und viele andere erfolgreiche Musiker der 50er Jahre. Die in dem Film “Cadillac Records” erzählte Geschichte, dass Leonard Chess von Chess Records erfolgreiche Künstler grundsätzlich mit einem Cadillac belohnte, ist allerdings umstritten.
Cadillac – Rock’n’Roll-Symbol bis heute
Auch die folgenden Jahrzehnte der Cadillac-Entwicklung waren weitestgehend eine Erfolgsgeschichte für das Traditionsunternehmen. Manche langjährigen Fans der Marke beklagen allerdings, dass sich dieses von den einstigen Prachtkutschen längst verabschiedet hat. Äußerlich hat eine aktuelle CTS-Limousine mit Elvis Presleys Pink Cadillac weniger gemein als mit einem BMW. Inzwischen sind es vor allem Hip-Hop-Stars, die über Cadillacs singen bzw. sprechen, zumindest über moderne Fahrzeuge des Unternehmens.
Ist in der Rockmusik die Rede von der legendären Marke, ist dies verbunden mit einem Blick zurück in die Zeit als ein Cadillac pink am besten aussah – die 50s eben.
Fotos
Titelbild: “When Cadillac was King” by Steve Corey / CC BY-ND 2.0
“1904 Cadillac” by Trekphiler / CC BY 3.0
“Pink Cadillac” by Phillip / CC BY 2.0
Jeder erfolgreiche Künstler bei Chess Records erhielt einen.