Dass drei Rock´n´Roll-Stars in einem Flugzeug sitzen, ist selten genug. Dass diese Maschine dann auch noch abstürzt, ist ein ebenso tragisches wie kurioses Ereignis. Dem Todesflug am 3. Februar 1959 gingen so manch andere merkwürdige Zufälle voraus.
Kälte, Schnee und Frostbeulen – die Winter Dance Party Tour
Ein Flugzeug war eigentlich nicht als Bestandteil der Winter Dance Party Tour vorgesehen, die Buddy Holly, Ritchie Valens, J.P. “The Big Bopper” Richardson und Dion and the Belmonts zu Beginn des Jahres 1959 unternahmen. Doch stellte sich bald heraus, dass es sich dabei um ein katastrophal organisiertes Unternehmen handelte. Das betraf vor allem die Fahrzeuge, in denen die Stars und Ihre Begleitmusiker unterwegs waren.
Bei diesen handelte es sich meist um ausrangierte Schulbusse, die für weite Fahrten in Schnee und Kälte nicht gerüstet waren. Nicht nur blieben sie regelmäßig liegen, dank einer nicht funktionierenden Heizung herrschte im Inneren der Fahrzeuge oft eine Eiseskälte. Angeblich versuchten Dion and the Belmonts in einer besonders kalten Nacht sogar durch das Verbrennen von Papier im Bus für Wärme zu sorgen. Das erste Opfer, das diese Verhältnisse forderten, war Buddy Hollys damaliger Drummer Carl Bunch. Er musste am 1. Februar mit Frostbeulen ins Krankenhaus eingeliefert werden.
Deshalb existieren auch Fotos, die zeigen, wie Ritchie Valens Dion and the Belmonts am Schlagzeug begleitete. Den Rest des Programms übernahm deren Mitglied Carlo Mastrangelo. Angeblich verrichtete dieser seinen Job so gut, dass Buddy Holly auf der Stelle versuchte, ihn zu verpflichten.
Warum Ritchie Valens und der Big Bopper im Flugzeug saßen
Obwohl das Konzert am 2. Februar im Surf Ballroom in Clear Lake, Iowa ein voller Erfolg war, verspürte vor allem Holly wenig Lust die lange Strecke nach Moorhead, Minnesota, mit dem Bus zu fahren. Angeblich trug sich der Sänger, der privat Flugstunden nahm, ohnehin mit dem Gedanken, eine Cessna zu kaufen, und damit zu touren. Ein eigenes Flugzeug besaß er zur Zeit der Winter Dance Party Tour noch nicht, aber er entschloss sich kurzerhand, eine kleine Maschine zu starten, um warm und komfortabel zur nächsten Station zu kommen und vor dem Auftritt die Kleidung zu reinigen.
Eigentlich sollten Holly und seine Band in diesem Flieger sitzen, doch wie so oft kam es anders als geplant. So hatte sich der Big Bopper im kalten Tourbus eine Erkältung zugezogen und überredete Waylon Jennings, ihm seinen Platz im Flugzeug zu überlassen. Ritchie Valence gewann seinen Sitz und verlor sein Leben dadurch, dass er mit Tommy Allsup eine Münze warf.
Jennings sollte übrigens für den Rest seines Lebens von seinem letzten Dialog mit Holly geplagt werden. Denn als dieser erfuhr, dass sein Bassist nicht mit ihm fliegen sollte, sagte er zu ihm: “Well, I hope your ol’ bus freezes up.” Jennings erwiderte darauf “Well, I hope your ol’ plane crashes.” Dieser Wortwechsel war der Grund dafür, dass der später berühmte Countrysänger nach dem tragischen Flugzeugabsturz eine lange Auszeit von der Musik nahm.
Die Gründe für den Absturz
Letztlich befand sich das Flugzeug mit seinen berühmten Insassen nur wenige Minuten in der Luft, bevor es, etwa um ein Uhr nachts mit über 170 Meilen pro Stunde auf ein Kornfeld in Iowa stürzte und seine Insassen meterweit in die Luft schleuderte. Warum das Unglück passierte, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen. Doch alles deutet darauf hin, dass die Ursache eine Kombination aus dem schlechten Wetter und der Unerfahrenheit des erst 21 Jahre alten Piloten, Roger Peterson war. Dieser war es nicht gewohnt, sich beim Fliegen nur auf die Instrumente zu verlassen und steuerte deshalb wohl versehentlich nach unten statt nach oben.
Posthumer Erfolg für Buddy Holly und der “American Pie”
Die Angehörigen der Verunglückten waren die, die am meisten, von dem tragischen Unfall getroffen waren. Buddy Hollys Frau erlitt noch am folgenden Tag eine Fehlgeburt, die dem durch das Unglück ausgelösten Trauma zugeschrieben wurde. Dabei geschah im Folgenden etwas, was zu dieser Zeit noch eine neue Erfahrung für die Angehörigen der Musikindustrie darstellte. Hollys Aufnahmen setzten posthum zu einem Höhenflug nach dem anderen an. Heute gehört es zum Allgemeinwissen, dass sich nach dem Tod eines Stars auch vorher unveröffentlichtes Archivmaterial bestens verkauft. Damals war das noch etwas, mit dem niemand gerechnet hatte.
Das größte Denkmal sollte der Tod der drei Rock´n´Roll Sänger durch Don McLean erhalten. Sein 1971 veröffentlichter Song “American Pie” sorgte dafür, dass sich der Ausdruck “The Day the Music Died” in der Popmusikgeschichte verankerte. Bereits am Tag nach dem Unglück hatte Eddie Cochran “Three Stars” aufgenommen. Ein Jahr darauf sollte er selbst bei einem Autounfall ums Leben kommen.
Text: Johannes Jooß