Elegant, sexy, aufreizend, manchmal fürchterlich unbequem und trotzdem unverzichtbar für die Garderobe der meisten Frauen – das sind High Heels, die korrekterweise eigentlich erst ab 10 cm Absatzhöhe als solche bezeichnet werden.
Wer glaubt, dass hochhackige Schuhe eine Errungenschaft der letzten Jahrzehnte sind, liegt falsch, denn über die Wirkung hoher Absätze wussten bereits die Damen im alten Ägypten Bescheid. Vorläufer der späteren Pfennigabsätze aus dem Jahr 1000 vor Christus wurden in einem Grab in Theben entdeckt.
Im Jahr 1400 nach Christus hatten erstmals Plateausohlen ihren großen Auftritt, Chopines genannt, deren Sohlen bis zu 40 cm und höher waren. Die Höhe der Schuhe war damals offenbar ein Indikator für den Status der Trägerin. Tatsächlich gab es ein Traktat eines Tanzmeisters, das den Damen beibringen sollte, wie man in den Stelzschuhen korrekt geht und sogar tanzt. Dass die Mehrheit der Trägerinnen von Chopines allerdings von 2 Mägden gestützt werden mussten, ist eine andere Sache…
Gottseidank setzte sich dieser Trend nicht bis ins 20. Jahrhundert fort. Etwa im 17. Jahrhundert wurde die Plateausohle von hackenartigen Absätzen abgelöst. Nun haben wir für euch eine kleine Zeitreise vorbereitet. Schauen wir uns einmal an, was die vergangenen Jahrzehnte an modischen Absatzschuhen zu bieten hatten!
Die Roaring Twenties: Auftritt der T-Strap-Pumps
Nachdem in den 20er Jahren Kleider nicht mehr bodenlang waren, konnte man sich auch intensiver mit dem Schuhwerk auseinandersetzen. Nach Lederschnürstiefeln mit halbhohem Absatz, „Louis“ genannt, hatten T-Strap-Schuhe und Mary Janes ihren großen Auftritt.
Aufgrund der T-förmigen Riemchen über dem Spann und des Absatzes in Form einer Sanduhr waren die Schuhe perfekt zum Tanzen geeignet, weshalb Charleston und T-Straps zusammengehören wie Yin und Yang.
30er Jahre: Ohne Absatz geht gar nichts
Auch wenn die „typischen“ High Heels mit einem Absatz von 10 cm und mehr in den 20ern und 30ern bei Damen mit akademischem Grad verpönt waren, da sie den Revue-Tänzerinnen vorbehalten waren, war eigentlich jeder Schuh dieser Epoche mit einem kleinen bis halbhohen Absatz (<= 5 cm) versehen. Dies galt sogar für Sportschuhe.
Besonders typisch für die 30er waren die kleinen Lochmuster und Cut-Outs, mit denen die immer noch modernen T-Straps verziert waren. Auch Mary Janes mit einem Riemen an den Fesseln waren weiter angesagt, wenngleich die Riemchen nun etwas breiter ausfielen als in den 1920ern. Die Trendfarbe für den Sommerschuh war definitiv Weiß, gefolgt von Pastellfarben.
Da jedoch in der Zeit der Wirtschaftskrise auch Lederknappheit herrschte, wäre es fast den eleganten Schuhen ans Leder gegangen, hätte es nicht Salvatore Ferragamo gegeben, der eine Sohle aus Kork entwickelte. Ferragamo, André Perugia und Charles Jourdan wetteiferten um die Entwicklung eines feineren und eleganteren Absatzes. Ferragamo, Jourdan und Vivier werden auch genannt, wenn es um die eigentliche „Erfindung“ der High Heels geht. Roger Vivier, der für Christian Dior in Paris arbeitete, verbesserte den Absatz, indem er ihm die Form eines Kommas gab und damit den Pfennigabsatz erfand. Bekannte Fans seiner Kreationen waren zum Beispiel Brigitte Bardot und Ava Gardner. Ferragamo wiederum zählte Marilyn Monroe zu seinen treuesten Kunden, die um die 40 Paare seiner Schuhe besaß.
1940er: These boots are made for walking
In den 1940ern galt die Devise: Hauptsache praktisch. Dieser Epoche verdanken wir die Wedges, die dank Keilabsätzen sowohl hübsch anzusehen sind als auch über einen gewissen Tragekomfort verfügen. Slingback Pumps mit Fersenriemen, Espadrilles (leichte Sommerschlüpfschuhe aus Leinen mit Sohlen aus geknüpfter Pflanzenfaser), Ankle Straps und Mary Janes waren die modischen Begleiter. Typische Accessoires der Schuhe der 40er sind Bommel und dicke Lederblüten.
1950er: Hello High Heels
Unbestritten hatten High Heels ihre Hochzeit in den 50er Jahren. Filmstars wie Marlene Dietrich und Catherine Deneuve, Models wie Brigitte Bardot und Royals wie Königin Soraya sorgten für ihre Beliebtheit. Zuerst galten die hohen Hacken als Rebellion gegen die maskulinen 40er, dann nach einer Weile des mehr oder weniger erfolgreichen Herumbalancierens hielten die Kitten Heels Einzug. Diese von Audrey Hepburn sehr geschätzten Pumps, Slingpumps oder Sandaletten zeichnen sich durch eine Absatzhöhe zwischen 3 und 5 cm aus, und wurden auch von Jackie Kennedy oder Doris Day zu Kostümen und schmalen Caprihosen ausgeführt.
Die vorherrschenden Farben der Schuhmode der 50er waren Schwarz und Braun, jedenfalls einfarbig. Bei Abendschuhen durften es auch glitzerndes Gold und dunkles Silber sein. Beliebte Materialien bei der Herstellung waren weiches Leder und Reptilhaut.
1960er: Mehr Farbe für die Schuhwelt
Definitiv hatten es die High Heels in den 1960ern nicht mehr so leicht: Zum einen, da der aufkommende Feminismus die hohen Hacken ablehnte (die Frau nimmt Schmerzen beim Tragen und Verletzungsgefahr auf sich, um sich als Sexsymbol zu präsentieren), zum anderen wurde erstmals Kritik von Ärzten laut, die auf die gesundheitlichen Gefahren beim Tragen von High Heels hinwiesen.
Mary Janes, die unverwüstlichen Riemchenschuhe, gab es nun in allen erdenklichen Farben des Regenbogens. Flache Sneakers wurden ebenfalls gerne getragen. Colour blocking und wilde Muster durften sich auf Kleidung und Schuhen gleichermaßen tummeln.
Titelbild: “Heels” von Hernán Piñera // CC BY-SA 2.0