Keine Frage, die Heavy Teddys sind Kult. Gegründet “irgendwann Anfang der 90er”, sorgten die Kölner mit ihrem “Drei-Ton-Hacke-Hacke” und geradlinigen deutschen Texten über die zentralen Themen im Leben schnell für Furore in der deutschen Szene. Seit einer mehr oder weniger spontanen Reunion 2010 sind sie wieder da und – mit wenigen Ausnahmen – ganz die alten. Ein hervorragender Grund, die Band zum Gespräch zu bitten.
“Wir wollten von Suff, Party, Weibern und Autos singen”
Für die Teddys war von Beginn an klar: Gesungen wird auf Deutsch. Pate dafür standen Combos wie die Rockabilly Mafia, Badland Slingers, Rumble on the Beach und die legendären Panhandle Alks – nicht nur, was die Sprache betrifft. Auch hinsichtlich der Inhalte hatten die Musiker rund um Sänger Frank Klein klare Vorstellungen, an wem sie sich orientieren wollten und an wem nicht: “Wir wollten uns nicht wie die Ace Cats anhören, das war uns zu anständig. Erst recht die Texte. Wir wollten lieber von Suff, Party, Weibern und Autos singen. Denn daraus bestand unser Leben.”
Das Resultat dieser Einstellung sind Songs wie Alkohol, Mitgrölklassiker, die mit jedem weiteren Bier doppelt so viel Spaß machen und beim Katerfrühstück am Tag danach fröhlich ihre Runden in den Gehirnwindungen drehen – mit Schlagseite natürlich. Das musikalische Fundament für die Party-Lyrik ist “Drei-Ton-Hacke-Hacke, einfach gehaltener schmissiger Rock’n’Roll”, ohne überflüssige Schnörkel und mit Schwung. Da ist es nicht verwunderlich, dass die Heavy Teddys zu den Zeiten, da sie noch kaum eigene Songs hatten, vor allem Ted Herold coverten, den Bad Guy und Working-Class-Rocker des deutschsprachigen Rock’n’Rolls in den 50er Jahren.
“Wir sind ganz klar eine Liveband” – die Reunion der Heavy Teddys
Selbst gute Sachen nutzen sich irgendwann ab. So beschlossen die Heavy Teddys nach Jahren ungebremsten Rock’n’Roll-Wahnsinns getrennte Wege zu gehen. Die Initialzündung für das Comeback der Band war ein Spontanauftritt auf einem gemeinsam besuchten Konzert. “Das kam so irre gut an, dass wir 2010 gemeinsam anfingen, zu proben, um ein einmaliges Revivalkonzert in Köln mit der Rockabilly Mafia zu spielen. Und nach dem Revival haben wir einfach weitergemacht.” Ganz dieselben sind allerdings auch die Teddys nicht mehr. Das beginnt bei der Besetzung. Von der Urformation sind nur noch Frank Klein und Schlagzeuger Oliver Clayton übrig. Verstärkt werden sie von Grischa am Bass (Demented are Go) und Christoph Döpper an der Gitarre (Ex-Panhandle Alks).
Auch der Lebensstil der Teddys ist etwas zivilisierter geworden, was nicht heißt, dass die Musiker gemeinsam Yoga-Stunden besuchen und ihre Auftritte mit Multivitaminsaft begießen. “Wir können schon ziemlich über die Strenge schlagen, auch heute noch. Allerdings sind wir insofern etwas vernünftiger geworden, als uns der Tod des einen oder anderen in der Szene aufgrund seines Lebensstils doch etwas nachdenklich gemacht hat.” Außer Zweifel steht für die Band: “Rock’n’Roll ist eine Lebenseinstellung. Die teilen wir in der Band miteinander und damit gehen wir auch irgendwann mal in die Kiste unter die Erde.”
Fans können darauf hoffen, dass die Heavy Teddys vorher nochmal ins Studio gehen und der Nachwelt ein paar Tonkonserven hinterlassen. Bisher war die Band in dieser Hinsicht recht zurückhaltend. “Wir sind schon ganz klar eine Live Band. Das machte und macht uns einfach am meisten Spaß. Wir hätten sicher mehr Tonträger rausbringen können, aber wir wollten lieber auf die Bühne als ins Tonstudio. Da man uns aber gehörig auf die Nüsse geht, wo denn endlich mal ein neuer Tonträger bleibt, machen wir halt jetzt einen.”
“Aus der Subkultur ist eine Modeerscheinung geworden”
Fragt man die Teddys, was sich für sie in den letzten Jahren in der Rock’n’Roll-Szene verändert hat, fällt die Antwort zwiespältig aus. “Popgedudel wie von den Baseballs” findet in den Augen der Urgesteine aus Köln jedenfalls keine Gnade. Auch mit Rockabilly als Modeerscheinung haben die Teddys Schwierigkeiten. “Ein paar Kirschenohrringe machen noch lange kein Teddygirl und ein paar Tattoos keinen Rock’n’Roller. Früher war das echte Subkultur. Wer aussah wie ein Rock’n’Roller, der war auch einer und konnte jeden Elvis-Song trällern. Das ist heute einfach anders.”
Auf der anderen Seite wissen es die Heavy Teddys zu schätzen, dass es “heute eine Vielzahl von Auftrittsmöglichkeiten gibt” und damit auch “echten Nachwuchs”. Hätten sie die Möglichkeit, mit einer Zeitmaschine zu einem Ereignis in der Vergangenheit zu reisen, würden sie ein Star-Club-Konzert von Jerry Lee Lewis in den 60ern, einen Gig von Buddy Holly oder eine Elvis-Show in Vegas wählen. Nur der Mann am Bass schert hier etwas aus der Reihe. “Grischa würde gern zum Tag seiner Geburt reisen. Aber der Grischa ist ja auch ein wenig anders als wir anderen drei. Er ist ja eigentlich Zombie. Wenn er mit uns auf die Bühne geht, verkleidet er sich als Normalo und sieht nett aus.”