Zunächst möchte ich mich bedanken für die freundlichen Kommentare. Das ist wirklich ein toller Ansporn für mich weiter zu schreiben. Schön auch, dass sich bisher noch niemand über meine mangelhafte Interpunktion beschwert hat, haha. Obwohl ich in diesem Fall die Lorbeeren ja an meinen Vetter Horatio weitergeben muss.
Nein, die Briefe sind nicht aus einem Buch, aber wer weiß, wenn ich es schaffe, das Level hier zu halten, vielleicht erscheint dann eines Tages eins. Deswegen freue ich mich um so mehr über Rückmeldungen. Eigentlich wollte ich Horatios nächsten Brief erst etwas später veröffentlichen, aber auf Grund der positiven Resonanz erscheint er schon heute. Dann kann es ein paar Tage dauern, bis Horatio (und seine Frau Vic oder Nic oder wie sie heißt) wieder schreiben, sie müssen nämlich auf dem Hof einige Dinge winterfest machen. Horatio schrieb:
Maulwurfgolfen
Nic und ich konnten nicht schlafen letzte Nacht. Nicht, das uns irgendwas auf der Seele gelegen hätte. Wir lagen einfach wach. Vielleicht lag es am Mond. Irgendwann kam von mir das obligatorische „Kannst Du auch nicht schlafen?“
„Hmmhm. Wenn Du mit mir redest nicht.“
Schweigen folgt. Es handelt sich um einen alten Running Gag, den wir seit einigen gefühlten hundert Jahren machen. Keiner lacht mehr hörbar aber innerlich liegen wir auf dem Boden und kriegen kaum noch Luft.
Als wir uns innerlich wieder einigermaßen eingekriegt haben, sagt Nic ohne jede erkennbare Gefühlsregung:
„Ich lach‘ mich kaputt, ich krieg‘ kaum noch Luft vor Lachen.
„Ja, ich auch.“
Schweigen.
Dann meint Nic: „Weißt Du was wir schon richtig lange nicht mehr gemacht haben?“
„Nein, was denn?“
„Na, überleg‘ mal Vielleicht fällt es Dir ein.“
„Nay, keine Idee.“
„Hat was mit einem dicken Knüppel zu tun und Einlochen.“
„Och, das meinst Du! Ja, das‘ mal ‘ne gute Idee, Du! Aber eigentlich isses ’ne Sauerei.“
„Sag an. Deswegen macht es wahrscheinlich auch so Laune.“
„Dann lass‘ es uns machen!“
„Au ja! Lass‘ uns draußen Maulwurfgolfen!“
Maulwurfgolfen. Die Regeln sind eigentlich ganz einfach. Man benötigt pro Teilnehmer:
– eine Papstmütze
– einen dicken Knüppel
– einen 10 Liter Eimer
– ein Sturmfeuerzeug
– einen alten Lumpen
– brennbare Flüssigkeit, Benzin oder ähnliches
Außerdem muss es Nacht sein, oder auf jeden Fall richtig dunkel – eine totale Sonnenfinsternis geht auch, aber dann kann man nicht so lange spielen.
Man geht dann raus in die Natur, dahin wo man in der Regel Maulwurfshügel findet. Man muss dazu wissen, dass Maulwürfe unheimlich neugierige Tiere sind. Sie wühlen sozusagen in jedem Dreck herum, der sie nichts angeht. Vorzugsweise in dem Dreck, der sich unter einem englischen Rasen befindet, wie der erfahrene Kleingärtner weiß. Nun, hier auf’m Land gibt es nicht so viel englischen Rasen, aber in jedem Fall irre viel Maulwürfe.
Man stellt sich also zwischen die Maulwurfshügel, setzt sich die Papstmütze auf und dann ruft man ganz laut: „Boah, guck mal, ein Papst!“ Weil die Maulwürfe jetzt so neugierig sind, wollen Sie unbedingt nachschauen, ob da wirklich ein Papst ist. Sie stecken also ihren Kopf aus dem Maulwurfshügel heraus und weil sie bekannterweise fast blind sind, können sie einen falschen nicht von einem echten Papst unterscheiden und verweilen staunend. Sie trauen ihren Augen kaum, was bei ihren Sehfähigkeiten ja normalerweise auch besser ist.
In dem Moment, wenn sie ihren Kopf nun aus dem Hügel stecken, nimmt man den dicken Knüppel und haut einmal feste drauf. Paff!
Die bewußtlosen Maulwürfe stapelt man in dem Eimer. Wenn man genug Maulwürfe zusammen hat, bezieht man Position. Man schüttet etwas Benzin zu den Maulwürfen im Eimer und mischt sie mit dem Knüppel ein bißchen durch. Den alten Lumpen tränkt man ebenfalls mit dem Benzin und wickelt ihn an einem Ende fest um den dicken Knüppel. Das Ende mit dem Lumpen steckt man mit dem Sturmfeuerzeug in Brand. Jetzt nimmt man sich einen Maulwurf aus dem Eimer, wirft ihn hoch in die Luft und wenn er wieder runter fällt, versucht man ihn mit dem brennenden Ende des dicken Knüppels zu treffen. Wenn man ihn richtig trifft, gibt man ihm nicht nur eine elegante neue Flugbahn, er fängt auch Feuer dabei und ab geht die Post. Sekundenbruchteile später wacht der Maulwurf auf und das wirkt dann so in etwa wie eine heulende Sternschnuppe. Wenn genug Spieler nebeneinander stünden und gleichzeitig träfen, wäre das sogar in etwa der gleiche Effekt wie bei einer Stalinorgel.
Man „locht ein“ indem man versucht, möglichst die Mitte einen Kornkreises zu treffen. In Ermangelung eines Kornkreises kann man sich auch andere Ziele aussuchen.
Im Gegensatz zu englischen Rasen haben wir hier auf’m Land allerdings jede Menge Kornkreise. Das hat zwei Gründe. Der erste sind die Touristen, die man abzocken kann. Der zweite ist, dass Wildgänse und Außerirdische unter Naturschutz stehen. Wenn nun sowas dein Feld ruiniert, hast Du Anrecht auf eine staatliche Entschädigung, sofern Du beweisen kannst, dass dir ein Schaden durch Wildgänse oder Aliens entstanden ist. Ein Kornkreis ist allemal ein besserer Beweis für Alienschäden als ein Photo von dem Feld auf dem die Wildgänse Deine Saat gefressen haben sollen.
Nun hatte Nic ja vor kurzem dem Alien mit der Melone gesagt, er soll die Kornkreise wegmachen, was uns dazu zwang ein anderes Ziel zu suchen. Wir entschieden uns für das Dach von H.B.‘s Scheune.
Es stand gerade 5:3 für Nic, als wir von H.B.‘s Farm eine Fliegende Untertasse aufsteigen sahen. Hinter sich her zog sie in einem bläulich leuchtendem Strahl H.B. der in Worten schimpfte, die ich hier nicht wieder zu geben vermag und es sah aus, als ob er in unsere Richtung den Mittelfinger ausstreckte. Das kann aber durchaus auch eine Sinnestäuschung gewesen sein.
Moin, Moin aus Hamburg,
also zum Glück gibt es bei uns in Hamburg nicht so viele Maulwürde wie bei Euch im Pott…
und irgendwie tun mir die Maulwürfe auch zu leid, da muss ich immer an Pauli aus “Sedndung mit der Maus ” denken. Macht es gut und hoffe es geht hier bald weiter.
Die Bea
Grandios. Einfach grandios.
Die Sache mit den in Benzin getränkten Maulwürfen, welche man mit einem Lappen entzündet um sie in die Gegend zu verballern…das erklärt einiges und sollte mal von ortskundigen Regionalhistorikern der Heimatgemeinde deines Vetters aufgerollt werden. Ich befürchte hier liegt ein folgenschweres Mißverständnis vor, daß seinerzeit einfach in der Presse falsch vermittelt wurde….öhem…