Obwohl Jason Lee schon europäische Bühnen gerockt hat, zählt er hierzulande wohl immer noch eher zu den Geheimtipps. Für alle, die auf Surf-Musik der neuen Welle stehen, ist er fraglos eine echte Empfehlung. Dirk “The Pixeleye” Behlaus jüngster Film “Squeezed Up”, zu dessen Akteuren Jason Lee zählt, war der endgültige Auslöser dem Ausnahme-Gitarristen an dieser Stelle ein Künstlerportrait zu widmen.
Surf-Musik der neuen Welle soll nicht heißen, dass es sich um einen gerade eben erst aufwogenden brandaktuellen Trend handelt. Gemeint ist vielmehr, dass Jason Lee nicht zur Generation von Dick Dale & Co. zählt – den meist mit Fender-Gitarren bewaffneten allerersten Pionieren, die in den frühen 1960er-Jahren in Kalifornien den Surf Rock erfanden. Jason Lee ist vielmehr Teil eines nun schon seit längerem zu beobachtenden Revivals. Auf eigene Art trägt er zum Weiterleben des durch übermäßig verhallte Gitarren und kraftvolle dynamische Melodielinien charakterisierten Surf-Sound bei. Und das seit nun schon weit mehr als zwei Dekaden. In San Diego ansässig, sorgte Jason Lee mit seiner Band – den R.I.P. Tides – über die Jahre hinweg auf den angesagten Tiki-Subkultur-Events der Westküste – wie etwa Oasis, Taboo oder Tiki Highway – für Furore. Genauso wie auf dem Surfer Joe Summer Festival in Italien – dem weltgrößten Event dieser Art. Dass Jason Lee and the R.I.P. Tides aus dem Surf-Revival nicht wegzudenken sind, würdigt die 2012 produzierte US-Film-Dokumentation “Reverb Junkies”.
Eine Surf-Gitarre spielt die erste Geige!
Ebenfalls 2012 unterschrieb Jason Lee bei Dionysus Records und brachten das erste – schlicht “Jason Lee and the R.I.P. Tides” genannte – Full-Size-Album heraus. Welches bis heute nicht aus dem Programm des kalifornischen Labels gestrichen wurde.
Eine weitere Veröffentlichung – genauer gesagt das Konzept-Album „Monsters and Mai-Tais“ – führte Jason Lee 2017 zu der Idee, ein Orchester zu gründen. Während des Schreibens der Songs für die Aufnahmesessions bat Jason Lee zusehends alte Freunde mit Blasinstrumenten sowie auch Violine, Chello oder Kontrabass um Unterstützung. Dass er als Kind der VH1-Ära der 1990er-Jahre in „Behind the Music“ gesehen hatte, welche Anstrengungen Brian Setzer auf sich nehmen musste, um sein eigenes Orchester an den Start zu bringen, konnte Jason Lee nicht davon abhalten, mit einer großen Besetzung arbeiten zu wollen. Er rief eine Big Band ins Leben, in der seine Surf-Gitarre die erste Geige spielt! Egal ob mit großem oder kleinem Aufgebot, Jason Lee und seine Mitstreiter bieten in jedem Fall ultra-coole Vintage-Sounds mit einem gekonnt modernen Anstrich – ergänzt von einer absolut stilgerechten Bühnenshow.
Abschließend nicht unerwähnt darf bleiben, dass Jason Lee auch für alle, die nicht allein gute Musik hören, sondern selbst in die Saiten greifen wollen, eine echte Empfehlung ist. Auf YouTube gehört der “Surf Guitar Master” zu den Top-Instruktoren, wenn es um leicht nachvollziehbare Gitarren-Tutorials zu Surf, Rockabilly oder Spaghetti-Western-Genres geht.
Foto 2: Dirk “The Pixeleye” Behlau
Fotos: von Jason Lee zur Verfügung gestellt