Jerry Lee Lewis – der Killer – Part I

Im September wird er uns seinen neuesten Streich servieren, der Mann, der als “Killer” weltberühmt wurde. Mittlerweile ist Jerry Lee Lewis 78 Jahre alt, aber während sich viele seiner Kollegen – sofern Sie noch am Leben sind – in den verdienten Ruhestand zurückgezogen haben, nimmt der wilde Mann des Rock´n´Roll einfach ein neues Album auf. Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird er uns darauf einmal mehr zeigen, dass er mit den Jungen problemlos mithalten kann. Grund genug für einen Blick auf eine bewegte Karriere.

Jerry Lee Lewis - The Killer

picture courtesy of Jerry lee Lewis: www.jerryleelewis.com

Jerry Lee Lewis – mit Country fing alles an

In Deutschland ist Jerry Lee Lewis vor allem für Rock´n´Roll-Klassiker wie “Great Balls of Fire” bekannt. Außerdem ist sein Ruf geprägt durch eine legendäre Bühnenshow. Wer sonst steckt sein Klavier in Brand?

Wenn er nun noch einmal – wie schon auf dem letzten Album “Last Man Standing”  – eine ganze Riege prominenter Gastmusiker in den Schatten stellt, gilt das als Comeback von einem Urgestein des Rock´n´Roll. Dabei war Jerry Lee Lewis in den USA bis auf eine kurze Zeit Anfang der 60er nie wirklich weg. In Amerika gilt er heute als einer der erfolgreichsten Countrysänger aller Zeiten. Von Comeback also keine Spur.

Country war schon früh eine der großen Leidenschaften des 1935 geborenen Lewis. Hineingeboren in eine ebenso arme wie religiöse Familie in Ferriday in Lousiana, begann er als Kind damit, Klavier zu spielen und in der Kirche zu singen. Für eine Rolle als Kirchenmusiker war Lewis jedoch nicht geschaffen, das mussten auch seine Eltern bald feststellen.

Auf dem Southwest Bible Institut blieb er trotz seines großen Talents nicht lange. Angeblich war eine Boogie-Version von “My God is Real” dafür verantwortlich, dass der spätere Star sang- und klanglos nach Hause geschickt wurde. Das war nur ein Vorgeschmack auf die vielen kleinen und großen Skandale des eigenwilligen Künstlers.

Das Sun Records Studio – Erste Hits

Die Bibelschule vermisste Jerry Lee Lewis wohl kaum, zeichnete sich doch bereits ab, wohin ihn sein Weg in Zukunft führen würde. Die Weichen für den Erfolg stellte nicht zuletzt seine Zusammenarbeit mit dem legendären Sun Studio in Memphis. Von Jack Clement, Assistent von Studiobesitzer und Produzent Sam Phillips wird behauptet, er habe dem Klavierspieler und Sänger geraten, mehr in Richtung Rock´n´Roll zu gehen. Schließlich war dies spätestens seit Elvis Presley der Sound der Stunde.

Dass dieser Ratschlag der richtige war, stellte sich mit dem Hit “Whole Lotta Shakin´ Going On” und dem noch erfolgreicheren “Great Balls Of Fire” heraus.

Zusätzlich begleitete der Killer, der bald schon damit begann, live im Stehen zu spielen oder sein Klavier in Brand zu stecken, eine Reihe andere namhafter Künstler, darunter Carl Perkins. Sein energetischer, treibender Pianostil verlieh vielen Sun-Aufnahmen eine ganz eigene Note.

Eine kontroverse Persönlichkeit

Jerry lee Lewis - Great balls of fire

picture courtesy of Jerry lee Lewis: www.jerryleelewis.com

Doch Jerry Lee Lewis machte nicht nur durch seine Musik Schlagzeilen. Schon früh gehörte er zu den besonders kontroversen Persönlichkeiten des Rock´n´Roll. Das lag nicht zuletzt an den deutlichen sexuellen Anspielungen in seinen Texten.

Wer nun glaubt, dass ihm die Kritik an seiner “sündigen” Musik egal war, liegt falsch. Denn interessanterweise war der Entertainer, der in den 50er Jahren als einer der wildesten und exzentrischsten seiner Art galt, selbst sehr religiös. Damit war er durchaus einer Meinung mit den Kritikern, die seine Musik als Fahrkarte in die Hölle betrachteten. Anders als Little Richard blieb er der Musik des Teufels trotzdem treu.

Was der Karriere von Jerry Lee Lewis auf der weltlichen Ebene beinahe den Todesstoß versetzte, waren aber weder seine Texte noch seine exaltierte Bühnenshow.

Schon zweimal war der Killer verheiratet gewesen, bevor er im Dezember 1957 seine 13jährige Kusine ehelichte. Als diese Tatsache ans Licht kam, löste sie einen Sturm der Entrüstung aus. Der Rock´n´Roll-Star musste nach nur drei Konzerten seine Tour durch Großbritannien abbrechen, nachdem sein Hotel in Westbury, London, ihn auf die Straße gesetzt hatte. Als er in der Heimat aus dem Flugzeug stieg, wurde ihm schnell klar, dass er auch hier kein Verständnis für sein Liebesleben erwarten durfte. In den 50ern waren Skandale für Rockmusiker selten Werbung und oft der Todesstoß – vor allem wenn es dabei um Sex ging.

Der Absturz des Killers und das Comeback

Der Absturz den der Rock´n´Roll-Star nach dem Bekanntwerden seiner Heirat erleben musste, war bitter. Das Radio und die meisten DJs spielten seine Hits nicht mehr, auftreten konnte Lewis nur noch für winzige Gagen in schäbigen Kneipen.

Dass dies das Ende einer schillernden Karriere bedeutete, ist jedoch ein verbreiteter Irrtum. Auch wenn er sich beizeiten von allen verlassen fühlte und dem Alkohol und anderen Drogen eifrig zusprach, blieb der Killer der Musik und der Bühne treu. Das sollte sich auszahlen, denn  schon Ende der 60er war er auf einmal wieder in den Hitparaden. Jetzt jedoch kehrte er gewissermaßen zu seinen musikalischen Wurzeln zurück.

Text:Johannes Jooß
Bilder: picture courtesy of Jerry lee Lewis: www.jerryleelewis.com