Die 1930er Jahre waren eine turbulente Zeit. Beginnend mit der Weltwirtschaftskrise und der damit einhergehenden Massenarbeitslosigkeit zogen sich diese schweren Zeiten wie ein roter Faden durch das gesamte Jahrzehnt. Ab 1933 kam es zur Machtübernahme der Nationalsozialisten, welche den Stein für den Beginn des Zweiten Weltkrieges im Jahre 1939 ins Rollen brachte. Dieser Zeit entsprangen jedoch auch einige technische Entwicklungen. Das Radio wurde in diesem Jahrzehnt z.B. zum massentauglichen Alltagsmedium und die Luftfahrt setzte ihre ersten Meilensteine.
In den 30er Jahren war alles im Umbruch und auch die Mode wandelte sich vom sexy Flapperstil der 20er Jahre wieder zum eleganten Damenlook. Heute möchten wir euch die Frauenmode in den 1930ern etwas näher vorstellen.
Die frühen 30er Jahre: Vom kessen Flappergirl zur eleganten Dame
Die Mode in den frühen 30er Jahren zeigte eine Abkehr von der sehr androgynen Mode in den Roaring 20s. In den 1930ern wurden weibliche Linien wiederentdeckt. In den 1920er Jahre dominierten noch die wilden und unabhängigen Flappergirls die Mode, welche in den 30ern wieder zu eleganten Damen wurden, die sich mit weiblicher Zurückhaltung und Eleganz auszeichneten.
Bereits in den späten 20er Jahren zeichnete sich ein gesellschaftlicher Wandel zu konservativen Werten und Ansichten ab. Ab 1929 verstärkte sich dieser Wandel noch weiter mit der einhergehenden Weltwirtschaftskrise. Die jungen Mädchen und Frauen, die den Ersten Weltkrieg noch hautnah miterlebt hatten, waren nun älter geworden und ihr unmittelbarer Eindruck des Krieges verblasste mit der Zeit. Es wuchs eine völlig neue Generation heran, welche den Ersten Weltkrieg nicht miterlebt hatte. Es folgte eine Zeit der Rückbesinnung auf alte Ideale und traditionelle Werte. Die beginnende Weltwirtschaftskrise im Jahre 1929 hatte vorerst noch keinen Einfluss auf die Modewelt. Zeitschriften und Versandhäuser nahmen in dieser Zeit vorerst noch keinerlei Notiz von der Wirtschaftslage, welche sich immer weiter zuspitzte. Erst ab der zweiten Jahreshälfte ab 1930 zeigten sich drastisch zurückgehende Umsätze, die viele amerikanische Versandhäuser zum Handeln veranlassten. Um die Wirtschaftskrise zu überstehen schränkten einige Versandhäuser ihr Warensortiment ein, manche verschwanden völlig vom Markt oder sie fusionierten mit anderen Unternehmen. Auch einige Zeitschriften schränkten ihr Werbebudget ein oder verzichteten gänzlich auf Werbemaßnahmen. Der Umfang des “Ladies Homes Journals” schrumpfte beispielsweise von einer monatlichen Ausgabe vor der Krise mit ca. 250 Seiten auf nur 100 Seiten je Ausgabe, da ihnen schlicht und ergreifend die Werbekunden ausblieben. Zu Notwendigkeiten in den frühen 30er Jahren gehörten das Ausbessern und Umschneidern alter Kleider oder das Selbstschneidern von Kleidung. In beinahe jeder Frauenzeitschrift fanden sich zu jener Zeit Schnittmuster. Trotzdem kam die Mode nicht zum Stillstand, alle Gesellschaftsschichten versuchten so gut es ging mit der modischen Entwicklung Schritt zu halten.
Die neue Silhouette in der Mode
Bereits ab dem Jahre 1928 zeichnete sich in der Mode die “neue Silhouette” ab. Jene neue Weiblichkeit setzte sich ab 1930 endgültig durch. Die Folgejahre waren durch eine neue feminine Mode und weichen Linien geprägt. Die weiblichen Rundungen wurden fortan wieder betont und man propagierte nun eine charmante Damenhaftigkeit und nicht mehr die nüchterne Sportlichkeit. Charakteristisch für diese neue Mode war eine immer stärker werdende Betonung der hohen Taille und glockig weite und Falten werfende Röcke. Die Rocksäume wurden wieder deutlich länger. Ab 1932 erreichten die Röcke wieder Wadenlänge.
In der Abendmode konnte man besonders deutlich den Wandel in der Mode erkennen. Bei den Abendkleidern wurden die Rocksäume wieder bodenlang und die hohe Empire- Taillierung wurde wieder modern. In der Abendmode der frühen 30er Jahre zeigte sich das Bedürfnis nach Luxus, welches kontrovers zur Weltwirtschaftskrise stand. Designer der 30er Jahre, beispielsweise Marcel Rochas oder Cristobal Balenciaga experimentierten v.a. mit Mode des 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Viele Details aus diesen Epochen wurden in der Mode abgewandelt und abgeschwächt übernommen und hielten auch mit zeitlicher Verzögerung in die Tagesmode.
Ab dem Herbst des Jahres 1931 gab es einen neuen Trend in der Modewelt, welcher bestimmend für die 30er Jahre wurde. Im Winter des Jahres 1931 begann jener mit hohen und breiten Pelzkrägen und spiralförmig geschlungenen Pelzbesätzen an den Unterärmeln von Mänteln. Dann folgten aufwändige Capes, Doppelkrägen, Schulter- und Ärmelvolants in der Sommermode des Jahres 1932 bis hin zu süßen Puffärmeln für Kleider aller Tageszeiten und jeglicher Anlässe. 1933 und 1934 nahmen jene Kleider immer groteskere Formen an. Hier zeigte sich ein immer stärker ausgeprägter Hang zur Betonung des Oberkörpers und der Schultern. Der Grund hierfür war, dass die breiteren Schultern die Taille und v.a. die Hüften schmaler erscheinen ließen. Durch die längeren Rocksäume wollte man einen Kontrast zum verlängerten Unterkörper herstellen und den Oberkörper optisch größer erscheinen lassen.
Die Kombination aus Rock und Bluse war in den 1930ern kaum wegzudenken. Auch das Kostüm wurde zur eleganten Alltagsmode. Ein schmal geschnittener Rock, welcher bis zur Wade reichte und eine taillierte Jacke wurden zum gängigen Straßenbild der Damenwelt. Weitere Neuerungen in der Mode waren die hübschen Boleros, kurze vorne rundgeschnittene Jäckchen, die man zur weiten Marlenehose gerne trug. Die Haare der Damen wurden in den 30ern wieder länger und die Augenbrauen rasierte man nun ganz ab, um jene anschließend ganz fein nachzuzeichnen.
Die Dekolletees wurden trotz der wiederkehrenden Weiblichkeit in der Mode weitgehend verdeckt. Enganliegende Ärmel zeichneten den schlanken Oberkörper der Dame von Welt nach und bestimmten weitgehend den Gesamteindruck der Mode in den 30er Jahren. Das beliebteste Kleid dieses Jahrzehnts war das lange und schmale Prinzesskleid, welches die Silhouette der Frau gekonnt in Szene setzte und betonte. Ende der 1930er Jahre stiegen die Rocksäume wieder und bedeckten gerade noch das Knie. Die Röcke wurden schmaler und es gab fortan Schulterposter, welche in der Damenmode Ecken und Kanten schafften.
Text: Isabella Labella