“The Outsiders” von Francis Ford Coppola
Zwei rivalisierende Jugendgangs, die sich bis aufs Blut bekämpfen, das ist ein beliebter Stoff fürs Kino. Nicht immer gelingt die Umsetzung, manchmal kommt das Ergebnis über eine Hintergrunduntermalung zum gemeinsamen Genuss von Bier und Popcorn nicht hinaus. Ob Francis Ford Coppolas “The Outsiders” gelungen ist, darüber gibt es sehr unterschiedliche Meinungen. Auf jeden Fall genießt der Film bei vielen Rock´n´Roll-Fans Kultstatus – auch wegen seines heißen Soundtracks. Dass sich die erste Fassung der Outsiders ganz anders anhörte, ist vielen gar nicht bekannt.
Blutiger Clinch zwischen Socs und Greasers – die Story
Zuviel soll hier nicht verraten werden. Vielleicht will sich ja der eine oder andere “The Outsiders” noch zu Gemüte führen. Im Mittelpunkt der Geschichte, die auf dem gleichnamigen Roman von Susan E. Hinton basiert, stehen zwei Jugendgangs in Tulsa, Oklahoma. Während die Greasers aus der Arbeiterschicht kommen, sind die Socs die reichen Schnösel vom anderen Ende der Stadt. Zimperlich sind beide nicht, vor allem, wenn es darum geht, der anderen Seite mit Fäusten, Stiefeln oder Messern zu Leibe zu rücken.
Dass das Ganze nicht gut ausgehen wird, ist dem Zuschauer schnell klar. Dass die Buchfassung von “Gone With The Wind” (Vom Winde Verweht), eine brennende Kirche und ein Gedicht von Robert Frost zentrale Rollen in der Handlung des Films einnehmen, ist weniger vorhersehbar.
The Outsiders – ein Zufallsprodukt mit Stars, die noch keine waren
Der Anlass dazu, dass Francis Ford Coppola diesen Stoff überhaupt verfilmte, war ein von 30 Schülern unterschriebenen Brief einer Schulbibliothekarin. Darin legten die Absender dem Regisseur das Buch von Susan E. Hinton ans Herz. Als dieser den Brief aus der Schublade holte, hatte er erst kürzlich eine enorme finanzielle Pleite mit dem romantischen Musical “One From The Heart” erlitten. Das allein war ein guter Grund, einen kommerziell vielversprechenden Teenagerfilm zu drehen.
Ein Händchen für die Besetzung bewies Coppola in jedem Fall. Nur einige Jahre später hätte er sich diese unmöglich leisten können. Denn in kaum einem Film versammeln sich so viele künftige Stars wie in “The Outsiders” – darunter Tom Cruise, Patrick Swayce, Matt Dillon, Diane Lane und Emilio Estevez. Diese standen zwar alle noch am Anfang Ihrer Karriere, schauspielerisch gibt es aber an “The Outsiders” kaum etwas auszusetzen. Dasselbe gilt für die Kameraführung und die dramatische Bildsprache des Films.
Rock’n’Roll-Film – erst im zweiten Anlauf
Wer sich heute “The Outsider” auf DVD bestellt, gerät wahrscheinlich an die verlängerte Fassung die Francis Ford Coppola 2005 auf den Markt brachte. Diese trägt den Titel “The Outsiders: The Complete Novel” und ist 22 Minuten länger als die Originalfassung.
Bemerkenswerter als die Szenen, die Coppola neu in den Film einbrachte, ist aber die Veränderung der Atmosphäre durch einen neuen Soundtrack. Denn in “The Complete Novel” rockt und rollt es auf einmal an allen Ecken und Enden. Vor allem eine gehörige Portion Elvis sorgt dafür, dass manche Szenen in der Neufassung einen ganz anderen Anstrich bekommen.
Das Original hatte sich fast ausschließlich auf den Soundtrack von Carmine Coppola, den Vater des Regisseurs verlassen. Hier dominierten dramatische Orchesterklänge ganz im Stil von “Vom Winde Verweht”. Die Musik, mit denen die Greasers in der Romanvorlage ihren Alltag unterlegen, spielte dagegen kaum eine Rolle.
Die Reaktionen auf die neue Fassug und ihren Rock´n´Roll-Soundtrack waren wieder einmal gemischt. Für die einen verlor der Film damit an Wirkung, für die anderen wurde er dadurch angenehm bodenständiger und realistischer. Ein Vergleich ist leider nur schwer möglich, denn die alte Fassung des Films lässt sich nur noch mühsam beschaffen. Rock´n´Roll- und Rockabillyfans werden sich daran aber wohl nicht stören.