Petticoat: Geschichte, Styling, Pflege

Wer glaubt, der Petticoat sei ein aufs Modische beschränktes bedeutungsloses Relikt aus einer anderen Zeit, befindet sich auf dem Irrweg: denn es gibt nur wenige Kleidungsstücke, die es geschafft haben, die Kultur einer ganzen Dekade zu beeinflussen.

Neben der Bluejeans ist der Petticoat das Symbol der 50er Jahre. Sein Einfluss auf die Gesellschaft wird unter anderem an den Filmtiteln dieser Ära deutlich. Zu nennen wären da „The Guns of Fort Petticoat“ von 1957 oder „The Iron Petticoat“ (1956) mit der unglaublichen Katherine Hepburn. Unvergessen ist auch „Operation Petticoat“ aus dem Jahre 1959 mit dem charismatischen Gary Grant und Frauenliebling Tony Curtis.

 

Geschichte des Petticoat

Der Petticoat selbst kann auf eine lange Geschichte zurückblicken. Denn bereits Ende des 16. Jahrhundert wurden die ersten Reifröcke getragen. Die Gestelle fertigte man aus Fischbeinen, Holz oder Metall an. Nicht umsonst hieß die spanische Variante Verdugado, was übersetzt so viel wie „Tugendwächter“ bedeutet. Bis auf den spanischen Hof verschwanden die Reifröcke Ende des 17. Jahrhunderts wieder aus der Mode bevor sie ein paar Jahrzehnte später wieder auftauchten.

Während des 18. Jahrhunderts wurden verschiedene Varianten des Reifrockes getragen: Der Panier (franz. für Korb), ebenfalls meist aus Holz oder Fischbein hergestellt, kam ca. 1715 auf und wurde Mitte des Jahrhunderts vom Springrock und den sogenannten Poschen, zwei auf den Hüften sitzenden Taschen abgelöst. Noch später, etwa um die Französische Revolution herum, hieß das Motto für die damalige Mode: „Zurück zur Natur“. Die Damen der Aristokratie zeigten Ihre Klassenzugehörigkeit nun, indem sie schwere Satin- und Seidenstoffe mit mehreren Stoffunterröcken trugen. Frauen niederer Gesellschaftsschichten begnügten sich mit dem Tragen von mehreren Unterröcken.

Erst im 19. Jahrhundert wurde der Reifrock wieder populär und trat diesmal als Krinoline in Erscheinung. Die Krinoline wurde ursprünglich mit Rosshaar hergestellt, welches zur Verstärkung des Stoffes diente. Weitere Verbreitung fanden jedoch die Krinolinen aus Federstahlbändern. Sie waren schlichtweg billiger in der Herstellung.
Gegen 1870 kamen Halbgestelle in Mode, die nur noch den hinteren Teil des Kleides aufpolsterten. Diese sogenannten Tornüren verschwanden aber Ende des Jahrhunderts wieder aus der Damenmode. Der Reifrock war fortan, abgesehen von einem kurzen Zwischenspiel der Kriegskrinoline, nur noch bei Brautkleidern und historischen Kostümen zu sehen.

Melodee Lane

(c) November, 1957 Ausgabe des Seventeen Magazine

Mitte des 20. Jahrhunderts, 1947, verhalf Modeschöpfer Christian Dior mit seiner „Blütenkelchlinie“ dem Petticoat zu Ansehen. Nach den Entbehrungen der Kriegsjahre sollte die neue Weiblichkeit in Szene gesetzt werden. Der „petit“ „coat“, der „kleine Umhang“ trug dazu bei, die Taille der Damen schmaler und die Hüften weiblicher aussehen zu lassen.
Die Petticoats der Rock ‘n Roll-Ära bestanden aus Nylon oder Perlonstoffen, welche oben zu einem glatten Sattel und weiter unten zu bauschig-weiten Rüschenstufen verarbeitet waren. Diese Form gab der weiblichen Figur die gewünschte Sanduhr-Optik und stand fast jeder Frau – was sicher auch ein Grund für seine hohe Popularität war.
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Junge Mädchen oder auch erwachsene Frauen?

Unbestritten, der Petticoat macht eine fabelhafte Figur. Er kaschiert und betont die richtigen Stellen. Die Frage sollte daher nicht lauten, ob oder wer den Petticoat in der heutigen Zeit tragen kann, sondern wie er getragen wird. Nämlich selbstbewusst. Es müssen ja nicht gleich drei oder vier Lagen Stoff sein. Alltagstauglich wird der Petticoat, wenn man ihn zum Beispiel als Double Layer trägt, dann wirkt er auch nicht zu bauschig und man kann sich noch bequem damit hinsetzen.

Petticoat in weiss und pink

(c) Tranquil Garden from the wikimedia commons

Auch die in den 50er Jahren heiß diskutierte Frage, ob ein Petticoat unter dem Oberkleid hervorblitzen darf oder nicht, wird heute nicht mehr so streng gesehen. Bei manchen Exemplaren aus Spitze wäre es geradezu schade, wenn sie nicht hin und wieder, bei einer Drehbewegung zum Beispiel, hervorblitzen würden.

 

Pflege und Aufbewahrung

In den 50er und 60er Jahren benutzte man Zuckerwasser, um die Form des Petticoats zu erhalten. Heute gibt es die entsprechende Appretur, damit das Teil nach dem Waschen seine Bauschigkeit behält.
Bei der Pflege der Petticoats richtet man sich nach dem Material: Nylon zum Beispiel darf nicht zu heiß gewaschen werden und sollte nicht in der Sonne trocknen – weiße Stoffe werden sonst gelblich. Aufbewahren sollte man seinen Petticoat entweder auf einem Bügel oder in einem Beutel.