In den USA heißt es seit dem 14. April wieder „Viva Las Vegas“, doch wer bereit ist, dem Mekka für Spielsüchtige den Rücken zu kehren und all die nackte Haut und die bunten Lichter hinter sich zu lassen, den erwarten Überbleibsel des Wilden Westens und Geisterstädte wie Rhyolite.
Zwei Autostunden von der Stadt der Sünden entfernt liegt die verlassene Stadt. Doch die lange Autofahrt lohnt sich! Entlang der Nevada State Route 95 fahrt ihr Richtung Kalifornien, Death Valley. Die Geisterstadt, die um 1910 rund 10.000 Einwohnern ein Zuhause gab, liegt in einer beruhigten Seitengasse im Bullfrog Mining District. Begrüßt werdet ihr von Geistern; und das meine ich wortwörtlich, denn in den 80er Jahren baute ein Künstler Skulpturen an den Rand der Straße.
Die Geschichte einer Geisterstadt
Rhyolite entstand als klassische Goldgräber-Siedlung. 1904 zogen die ersten Menschen in die Stadt mitten in der Wüste Nevadas. Die meisten davon Goldgräber und ihre Familien. Noch ahnten sie nicht, dass es sich dabei um einen recht kurzen Aufenthalt handeln soll.
Um die Stadt attraktiver für die Arbeiter zu gestalten, mussten schnell Beschäftigungsmöglichkeiten geschaffen werden. Mehr als 50 Saloons dienten der Unterhaltung und natürlich dem Alkoholkonsum. Es gab außerdem ein eigenes Schwimmbad und eine Oper, um eine etwas familienfreundlichere Attraktion zu nennen. Mit rund 10.000 Einwohnern war Rhyolite zeitweise sogar die drittgrößte Stadt Nevadas!
Wenn eine Stadt einfach zu macht
So schnell Rhyolite aus dem Nichts hochgezogen wurde, so schnell kam auch das Ende für die Goldgräber-Stadt. Dieses Schicksal teilt Rhyolite mit vielen Städten in und um das Death Valley. Bereits 1914 waren die Goldvorkommen erschöpft. Ohne das Gold verloren die Männer ihre Jobs, die Goldbgruben schlossen; nichts hielt die Einwohner mehr in der öden Wüste. Schon 1919 schloss das Postamt und der letzte Einwohner (selbstverständlich der Postbote) verließ die Stadt.
Rhyolite heute – Überbleibsel einer Goldgräberstadt
Obwohl die Stadt Rhyolite nur sehr kurz das Zuhause von 10.000 Menschen war, gibt es einige Überbleibsel, die ihr heute noch betrachten könnt. Neben den Ruinen der Overbury Bank und des Bahnhofs, gibt es auch ein altes Zugabteil, das noch an Ort und Stelle steht. Das Highlight der Geisterstadt ist aber ein vollständig erhaltenes Haus, das aus Flaschen erbaut wurde. Seit 1906 steht es beinahe unverändert dort. Die meisten der verbauten Flaschen sind Bierflaschen aus dem Saloon – wie könnte es auch anders sein. Durch die geschlossenen Fenster könnt ihr leere Getränkedosen und alte Holzmöbel erspähen.
Auch der Rest der Stadt ist alles andere als langweilig. Ausgeschlachtete Autowracks stehen am Rand der Straße und Messer und Gabel liegen neben Eimern und Hufeisen. Ein Friedhof liegt vor den Toren der Stadt und die Rhyolite Preservation Society beschäftigt ein kleines Freiluftmuseum, zu welchem der Eintritt kostenlos ist. Wer mutig ist, kann sich durch das Feld zum circa einen Kilometer entfernten Gefängnis vorkämpfen. Aber Achtung, Klapperschlangengefahr!
Da viele der damaligen Gebäude aus Holz erbaut wurden, stehen nicht mehr viele Ruinen in Rhyolite. An einigen Stellen lassen Bretter und Nägel nur noch erahnen, was hier einmal gestanden hat. Doch wer eine Geisterstadt besucht, der braucht immer etwas Fantasie und ein paar nostalgische Gedanken, um zu sehen, wer hier einst gelebt, gehaust und geliebt hat.
Ihr steht auf Geisterstädte? Dann schaut euch Bodie an, eine verlassene Stadt irgendwo im kalifonischen Nirgendwo, die wir euch hier vorstellen.
Titelbild: “Rhyolite Mercantile” von NAParish / CC BY-SA 2.0)
Alle anderen Bilder © Franka Pohl