Die Rhythm Torpedoes gehören mittlerweile für viele zur Speerspitze der deutschen Rockabilly-Szene. Mit “Let’s Get High” präsentiert die Band aus Marburg ihr neuestes Studioalbum. Wir haben schon mal reingehört, ob die Platte dem vielversprechenden Titel gerecht wird.
Kick Ass Rockabilly, die zweite
Seit dem Debüt “Hop in the Rod” hat sich einiges getan bei den Rhythm Torpedoes. Nicht nur hat die Band bei Auftritten quer durch Deutschland, Österreich und der Schweiz die Zahl ihrer Fans stetig vergrößert. Mittlerweile gehört sie außerdem zum Stall von Wild Records, dem amerikanischen Label, das Gruppen wie die “Delta Bombers” unter Vertrag hat. Und auch besetzungstechnisch hat die Band die eine oder andere Veränderung durchlaufen. So präsentiert sich das einstige Quintett heute als Quartett ohne Westerngitarre und mit neuem Mann am Bass.
Gleich geblieben ist allen Veränderungen zum Trotz der typische Torpedos-Sound – zumindest weitgehend. Der rohe Mix aus Oldschool-Rockabilly, Punk-Attitüde und Countryanleihen hatte sich schon auf “Hop in the Rod” als Markenzeichen der Combo herauskristallisiert und sorgt auch auf “Let’s Get High” für Wiedererkennungswert. So beginnt die Scheibe standesgemäß mit “Time to Roll”, das als Single plus Video vorab veröffentlicht worden war. Der Titelsong präsentiert sich als hypnotischer Shuffle und “I’m Dynamite” gibt mit psychedelischem Gitarrengewitter ordentlich Gas. Vor allem live im Moshpit dürfte sich das abschließende “Surfing Bird” bewähren, im Original von den Trashmen und eines von zwei Coversongs auf “Let’s Get High”. Wie schon auf dem Vorgänger gibt es auch hier jede Menge knackiger Gitarrensoli über geradlinig stampfenden Drums und Refrains, die man schon nach dem ersten Anhören fröhlich mitjohlen kann.
Mit “Let’s Get High” kommen auch Countryfans auf ihre Kosten
Alles beim alten also? Nicht ganz. Denn auf “Let’s Get High” demonstrieren die Torpedos stärker als früher eine Leidenschaft für die Cowboy-Momente im Leben – meist im entspannt galoppierenden Cash-Groove und mit twangigen Gitarrenlicks. Songs wie “Every Story” oder “Addicted” verbreiten auf diese Art wehmütige Präriestimmung und “Stony Road” schreit geradezu nach Cowboyhut und Pferderücken. Dazu passt, dass Sänger Arne seine Vocals häufig in den tieferen Etagen belässt, womit das Resultat umso mehr an den “Man in Black” erinnert. Damit bewegt sich “Let’s Get High” stellenweise in ähnlichem Fahrwasser wie das aktuelle Werk der Delta Bombers, “Pressure And Time”.
Welche Seite der Torpedos besser gefällt, die rock’n’rollige oder countryeske, muss jeder selbst für sich entscheiden. Im Zweifelsfall ist man auf “Let’s Get High” mit beiden gut bedient.
Titelbild von Oliver Rink