Es ist ein wirklich tolles Gefühl, in einer alten Musikbox eine Platte zum Spielen zu bringen: Das Gänsehaut-Feeling beginnt schon mit dem Geräusch, das die eingeworfene Münze erzeugt. Nach dem Wählen der Musiknummer wird die Scheibe, begleitet von mechanischen Geräuschen, zum Greifarm befördert und landet auf dem Plattenteller. Etwas Kratzen, etwas Rauschen, danach das Wunschkonzert … Spaß bereitet es aber auch, die Jukebox beispielweise vom Tisch im Diner oder dem Platz an der Theke zu bedienen. Das ermöglichen die besonders in den Fünfzigern sehr cool gestylten und seinerzeit meist in Chrom gehaltenen Fernwähler.
Mit technischen Neuerungen gepflasterter Weg
Fernwähler – auch unter dem Begriff Wallbox bekannt – gibt es schon viel länger als Musikboxen. Bereits Anfang des 20. Jahrhunderts wurden damit Gerätschaften wie Pianolas – also selbstspielende Klaviere – oder Musikautomaten wie etwa Nickelodeons in Betrieb gesetzt. Die Wahl bestimmter Titel war seinerzeit noch nicht möglich, es wurde einfach das nächste vorhandene Stück aktiviert. Erst die Erfindung des elektrischen Selektors Mitte der Dreißiger ermöglichte, eine zunächst noch geringe Anzahl von Titeln direkt anzuwählen. Von da an war es ein komplizierter, mit vielen technischen Neuerungen gepflasterter Weg zu den hier gezeigten Fernwählern der Fünfzigerjahre.
Fernwähler – antiquierte, aber zuverlässige Technik
Ein Fernwähler kann nicht einfach mittels eines Kabel an eine Jukebox gestöpselt werden. Nicht allein, dass Musikboxen zumeist je nach Modell und Hersteller die exakt zugehörige Wallbox benötigen, es muss auch ein sogenannter Stepper zwischengeschaltet werden, der die Signale des Fernwählers an die Musikbox überträgt. Das Ganze funktioniert mit Relais und weiteren elektromechanischen sowie elektrischen Komponenten. Ebenfalls aus heutiger Sicht antiquierte, aber dennoch zuverlässige Technik ist notwendig, um bei mehreren an einer Jukebox im Einsatz befindlichen Fernwählern ein Chaos von Impulsen zu verhindern. Über spezielle Leitungen wird sichergestellt, dass in einem System stets nur eine Wallbox Signale senden kann. Erst wenn die Wahl an dieser abgeschlossen ist, werden die anderen Geräte automatisch freigeschaltet.
“Musikbox des kleinen Mannes“
Zwar nicht oft, aber doch dann und wann, trifft man heute noch auf eine alte Jukebox – wirklich extrem selten aber im Einsatz befindliche Fernwähler. Wenn auch nicht in ihrer ursprünglichen Bestimmung in Verwendung, so bereiten Fernwähler zuweilen Sammlern technischer Antiquitäten große Freude. Manche haben gar eine ganze Kollektion der alten Geräte, wohl der verschiedenen Designs wegen. In Zeiten als Telefonnummern noch nicht abgespeichert werden konnten, dienten die Titelstreifen von Fernwählern auch gerne als Telefonregister. Eine fraglos nette Idee, stilvolle Deko nützlich zu machen. Die Wallbox kann sogar zur “Musikbox des kleinen Mannes“ werden. Denn es gibt von verschiedenen Herstellern angebotene Conversion-Kits, die es erlauben, klassische Fernwähler mit MP3-Playern zu verbinden. Bleibt bei Interesse nur die Frage: Woher eine Wallbox bekommen? Fündig wird man zumeist auf einschlägigen Börsen wie etwa “Rock around the Jukebox“ im niederländischen Rosmalen. Zudem ist es natürlich möglich, sich im Netz auf die Suche nach entsprechenden Verkaufsangeboten zu machen.