Seit den 1990er-Jahren hat Bear Family etliche deutschsprachige Rock’n‘Roll-Zusammenstellungen veröffentlicht. Doch was auf den vier CDs der Serie “Rockin‘ With The Krauts“ zu hören ist, hat gemäß Aussage der Record Company nichts mit dem Bisherigen gemein. “Der harte, der richtige Stoff – keine auf unschuldige Schlager verniedlichten Rocker, sondern purer Rock’n’Roll, Twist-Rocker, Beat-Rocker sowie Madison-Rocker, Jiver und harte Instrumentals!“, so die Wiederveröffentlichungsspezialisten.
Das Zusammenstellen der 130 Titel, die insgesamt auf der “Rockin‘ With The Krauts“-Kollektion zu hören sind, war absolut kein Tageswerk. Vielmehr wurden die CDs nach und nach über mehrere Jahre veröffentlicht. 2021 erschien die erste Ausgabe, und mit “Vol. 4“ wurde die Serie nach zwei weiteren Alben jüngst komplettiert. Als echter Verkaufsschlager entpuppte sich “Rockin‘ With The Krauts“ von Anfang an – selbst die Neuauflagen von Teil 1 und 2 zu Weihnachten 2022 waren im frühen Januar dieses Jahres wieder ausverkauft. Mit aktuell bezüglich allen vier CDs gefülltem Lager kann die Erfolgsgeschichte von “Rockin‘ With The Krauts“ weitergehen …
Rockin’ With The Krauts – Keine Musik für Radio oder Tanzschule
Dass “Rockin‘ With The Krauts“ perfekt ankommt, ist kaum verwunderlich. Schließlich werden doch absolut waschechte Rock’n’Roll-Titel der Jahre 1956 bis 1967 geboten. Und das nicht allein in Deutsch, sondern trotz des “Krauts“ im Titel auch in Englisch. Enthalten ist hauptsächlich aufmüpfige Mucke von der Sorte, wie sie kaum im Radio oder der Tanzschule gespielt wurde – wenn überhaupt, dann gerade mal auf der Kirmes. “Rockin‘ With The Krauts“ präsentiert viele unbekannte Einzelinterpreten und Bands wie unter anderem die Starfighters, Six Tornados, John Dattelbaum, Little Gerhard, Lutz Dietmar, Christa Casper, die Rocking Stars oder Frankie and the Rockets. Mit dabei sind aber auch populäre Künstler wie Peter Kraus, Ted Herold, Casey Jones, Bill Ramsey, Tony Sheridan, die Rattles und Billy Mo.
Wie von Bear Family gewohnt, gehören zu den Alben jeweils umfangreiche Booklets.
Geschrammelt, geschrien und gerockt!
Enthalten ist vieles Vergessenes und teilweise auch echt Durchgeknalltes. So gibt etwa Freddy Quinn “At The Hop“ zum Besten. Und was vielleicht gar nicht mal jeder weiß, von Nora Nova und Bernd Spier gibt es knallharte Rocker. Auch Marika Rökk liefert Rock’n‘Roll ab, den man ihr nie zugetraut hätte. Chubby Checker steuert mit “Autobahn-Baby“ seine vielleicht härteste Rock-Nummer bei. Horst Jankowsi legt sich mit Jack Scotts “The Way I Walk“ ins Zeug und Will Brandes nimmt sich Elvis‘ “King Kreole“ vor. Rita Pavone konnte sich mit dem Twist-Rocker “Wenn ich ein Junge wär“ gar in den deutschen Charts verewigen. Ferner enthält die Sammlung Ungewöhnliches wie etwa das Jimmy-Reed-Cover “Let’s Get Together“ der Liverpool Beats“. In die Kategorie “Garagen-Teenie-Rockabilly“ gehört “Kiss Me“ von Dieter Kersten und seinen Rockin‘ Stars, die nach dem frühem Johnny Powers klingen. So richtig Dampf hat Ted Hillers Fassung von “Memphis Tennessee“, während die Odd Persons mit ihrem Knaller-Instrumental “Odd’s Boogie“ glänzen. Es wird geschrammelt, geschrien und gerockt! Von Framus-, Höfner- und Echolette-Twang bis hin zu Saxofonlastigem sowie Orchester-Sound ist alles dabei.
Die Booklet-Texte stammen von Roland Heinrich Rumtreiber.
Eigene deutsche Variante des Rock’n’Roll
Was überhaupt bot den Nährboden für die Musik, welche “Rockin‘ With The Krauts“ näher bringt? “Hail, Hail Rock’n’Roll“, lautete Chuck Berrys Ansage, mit der er im spießigen Nachkriegsdeutschland unzähligen Jugendlichen aus der Seele sprach. Was allerdings zwiespältige Emotionen hervorrief und Mütter von Töchtern trennte, Väter von Söhnen sowie Brüder von Schwestern. Obgleich die Musikindustrie auf Schlager setzte, entwickelten raue Ausbrecher eine ganz eigene deutsche Variante des Rock’n’Roll. Eben das, was “Rockin‘ With The Krauts“ zu Gehör bringt. Noch besonders zu erwähnen ist, dass die von Nico Feurbach mit reichlich Herzblut zusammengestellte Viererserie insgesamt an die zwanzig erstmals auf CD veröffentlichte Titel enthält. Viele der ursprünglichen Singles sind gesucht, schwer zu finden und oftmals nur für reichlich Kohle zu haben! Wie von Bear Family gewohnt, gehören zu den Alben jeweils umfangreiche Booklets mit jeder Menge Fotos und Illustrationen. Die umfassenden und informativen Texte schrieb Roland Heinrich Rumtreiber. Mehr zu Bear Family Records via Facebook sowie www.bear-family.de.
Mit informativen Texten und reichlich Bildern gefüllt, zeigen sich die stilgerecht gestalteten Booklets
