School of Rock ‘n’ Roll is over – Nachruf auf Gene Summers

Schule - Titelbild zu Nachruf auf Gene Summers

Es gibt einige wenige Rockabilly Stars, die (fast) jeder kennt, und dann gibt es solche wie Gene Summers. Musiker, deren Bekanntheit nie über die Szene hinausreichte, deren Songs aber zum musikalischen Inventar von Rock ‘n’ Roll- oder Rockabilly-Partys gehören. Weil sie heute wie damals dafür sorgen, dass die Beine automatisch zu zucken beginnen und die Mundwinkel nach oben gehen.  Am 17. Februar starb der Architekt der “School of Rock ‘n’ Roll”.

Ein Leben im Dienst des Rockabilly

Gene Summers war von Anfang an dabei. 1956 gründete er mit einigen Mistreitern seine Band “The Rebels”, nicht zu verwechseln mit der Backing Band von Duane Eddy oder anderen gleichnamigen Combos. Damit bewiesen die jungen Musiker perfektes Timing. Schließlich gilt dieses Jahr als einer der Höhepunkte des blutjungen Genres Rockabilly. Elvis Presleys “Heartbreak Hotel” und Carl Perkins “Blue Suede Shoes” eroberten die Charts und Jugendliche tanzten auf High-School-Veranstaltungen quer durchs Land zu dem neuen Sound.

Auch The Rebels traten viel in High Schools auf, vor allem bei den sogenannten “Hops”, bei denen lokale und bekannte Acts zu ihren Platten Playback sangen.  1958 brachte die Band zwei Platten heraus, die zu lokalen Hits wurden: “Straight Skirt”/”School Of Rock ‘n Roll” und “Nervous”/”Gotta Lotta That”. Roher, swingender Rockabilly mit Boogie-Piano, treibenden Gitarren und Gute-Laune-Feeling. The real thing eben.

Der Durchbruch für Summers kam aber erst 1963, als die Rebels schon ein paar Jahre Geschichte waren und der Sänger gerade die Nachfolgeband mit dem klangvollen Namen The Tom Toms, reanimiert hatte. “Big Blue Diamonds”, ein sentimentales Cover, wurde zu Gene Summers größtem Single-Erfolg und seinem Signature Song über die nächsten Jahre.

Gene Summers und das Rockabilly Revival

Den Erfolg von “Big Blue Diamonds” konnte Gene Summers nicht wiederholen und auch der Versuch, sich mit aktuellen Musiktrends der 60er Jahre anzufreunden, wollte nicht klappen. Also entschied sich der Rockabilly-Sänger nach eigenen Angaben, darauf zu pfeifen, und die Klassiker wieder auszugraben. Von nun an bestand sein Bühnenprogramm zu drei Vierteln aus 50s Songs und genug Leute kamen trotzdem.

Mit dem Rockabilly Revival der 70er- und 80er-Jahre in Europa erlebte Gene Summers eine Art zweiter Frühling. Vor allem “School of Rock ‘n’ Roll” wurde zum beliebten Tanzflächenfüller. Als Gene Summers 1980 das erste Mal in Europa tourte, war er total verblüfft: “Plötzlich ist es 1958; die Leute haben Ducktails und sie sind genauso angezogen wie ich früher.” Diese Zeitreise war der Anfang einer anhaltenden Liebesbeziehung zu europäischen Rockabilly-Fans und der erste von vielen Abstechern auf dem europäischen Kontinent.

In den folgenden Jahrzehnten machte Gene Summers weiter das, was er am liebsten tat: Er fuhr fort, zu touren und Musik zu spielen. Außerdem brachte er seine alten Singles als Album heraus, angefangen bei “School of Rock ‘n’ Roll” und dem herrlich lasziv groovigen “Nervous” bis hin zu weniger bekannten Songs. Spätestens da war jedem klar, dass der Sänger seine Aufnahme in die Rockabilly Hall of Fame 1997 voll und ganz verdiente.

Am 17. Februar starb Gene Summers in Dallas. Die School of Rock ‘n’ Roll wird trotzdem noch viele begeisterte Schüler finden.

 

 

Titelbild: Photo by Mwesigwa Joel on Unsplash