The Big Bopper
Buddy Holly ist spätestens nach seinem Tod zu einer Rock´n´Roll-Legende geworden. Er wird von unzähligen Musikern als wichtiger Einfluss gewürdigt, sein Leben wurde in der Filmbiografie “Die Buddy Holly Story” auf der Leinwand verewigt und seinse Songs werden immer noch gern gecovered.
Ganz anders sieht die Sache bei J.P. Richardson alias The Big Bopper aus. Der DJ, Sänger und Songwriter findet fast nur noch als Passagier des tragischen Todesflugs am 3. Februar 1959 Erwähnung. Dabei hatte Richardson nicht nur einen Künstlernamen zu bieten, mit dem er heute jedem Gangsta-Rapper Konkurrenz machen könnte, sondern zum Zeitpunkt seines frühen Todes bereits ein ereignisreiches Leben hinter sich.
Der DJ J.P. Richardson – von der Schule ins Radio
Anders als Holly begann der 1930 geborene Jiles Perry Richardson seine Karriere nicht als Musiker, sondern im Radio. Der leicht schwergewichtige Musikfan arbeitete zunächst während seines Studiums am Lamar College bei KTRM Radio. Doch mit der Entscheidung seiner Vorgesetzten, Richardson, den seine Freunde nur J.P. oder Jape nannten, als Vollzeitkraft einzustellen, war es mit dem College aus und vorbei. Ab 1949 verdiente Richardson seinen Lebensunterhalt in erster Linie als Discjockey bei dem Sender – unterbrochen nur von einem zweijährigen Dienst bei der US Army.
Während dieser Zeit moderierte er verschiedene Sendungen, unter anderem die sogenannte “Dishwashers Serenade”, bis er schließlich die Person des “Big Bopper” erfand. Dazu inspiriert worden war Richardson angeblich durch die Vorliebe von Collegestudenten für den Tanz “The Bop”.
Während dieses Pseudonym nur schlecht zu der eher zurückhaltenden Persönlichkeit des DJs im privaten Leben passte, spiegelte es umso besser sein Wesen am Mikrofon wider. Denn als Discjockey legte der Big Bopper alle Zurückhaltung ab und wurde gerade deshalb zu einem besonders populären Vertreter seines Fachs.
Unter anderem stellte er einen neuen Rekord in Dauermoderation auf. Über fünf Tage lang dauerte dieser Marathon, den Richardson nur während kurzer Nachrichteneinsprengsel zum Duschen unterbrach. Er kostete den Big Bopper ganze 16 Kilogramm an Körpergewicht, brachte ihm allerdings ein stattliches Überstundengehalt ein.
Der Musiker “The Big Bopper” – mehr als ein One Hit Wonder
Wirklich Berühmtheit erlangte der Big Bopper aber weder als Moderator noch als Rekordhalter im Dauermoderieren, sondern als Musiker und Songwriter. Seinen Durchbruch stellte das 1958 aufgenommene “Chantilly Lace” dar, das von Richardson eigentlich nur als B-Seite gedacht war, aber bald alle Erwartungen sprengen und den Interpreten landesweit berühmt machen sollte. Heute gilt die Hitsingle als ein Rockabilly-Klassiker – einer der humoristischen Sorte freilich. Das Video, das der Big Bopper nachträglich zum Song produzierte, wird sogar von manchen Seiten als erstes “Musikvideo” gehandelt.
Es sollte nicht der einzig große Erfolg des Musikers “The Big Bopper” bleiben, allerdings der einzige, den dieser miterleben durfte. Denn sowohl Johnny Preston als auch George Jones landeten mit Kompositionen von Richardson nach dessen Ableben Nummer-1-Hits und auch die späte Coverversion von Chantilly Lace durch Jerry Lee Lewis sollte sich an die Spitze der Charts setzen.
Dass die Songs des Big Bopper noch von einigen weiteren Musikgrößen wie Eddie Cochran nachgespielt wurden, rechtfertigt einmal mehr dessen Aufnahme in die Rockabilly Hall of Fame.
Ein kurzer Erfolg mit einem tragischen Ende
Vor allem sein Erfolg mit Chantilly Lace war der Grund dafür, dass sich der Big Bopper Buddy Holly, Ritchie Valence und Dion and the Belmonts auf der Winter Dance Party Tour im Winter 1959 anschloss. Seine gerade schwangere Frau war davon wenig begeistert und sie sollte recht behalten mit ihrer Abneigung.
Eine besonders tragische Komponente erhielt der Tod Richardsons dadurch, dass dieser eigentlich gar nicht in dem von Buddy Holly gecharterten Flugzeug sitzen sollte. Aber nachdem sich der Big Bopper einer Erkältung zugezogen hatte, überließ ihm Waylon Jennings, der damals in Hollys Begleitband spielte, seinen Platz im Flugzeug. Jennings sollte Jahre später unter anderem eine Version von J.P. Richardsons “White Lightning” aufnehmen.