Was gibt es noch Schöneres als Südseeträume und Cocktailbars?
Heute machen wir uns gemeinsam auf die Suche nach den vergessenen Tiki-Kults der 50er Jahre. Es handelt sich hierbei wohl um eines der bizarrsten Kapitel der amerikanischen Popkultur, welche ihre Blüte in den späten 50er Jahren erreichte. Erst in den 1970er Jahren ebbte diese Exotik-Welle langsam ab. Heute wollen wir der Sache auf den Grund gehen, wie es eigentlich zu den kleinen Tiki-Symbolen oder der Tiki-Architektur überhaupt kam.
Tiki Kult – Ein Blick in die Geschichte
Seit dem Sündenfall in der Bibel strebten die Menschen in das Paradies zurückzukehren, aus welchem sie vertrieben worden sind. Als die ersten Berichte von Südseeinseln die Alte Welt erreichten, glaubte man, dass jene Inseln das verlorene Paradies waren und es somit wiederentdeckt wurde. Polynesien wurde zu einer Metapher für das Paradies auf Erden. Da dessen Strände allerdings für die meisten Sterblichen unerreichbar waren, ging die Suche nach so einem Ort weiter. Ein solches Land war Kalifornien: eine von Amazonen besiedelte mysteriöse Insel, welche man zuerst für einen Kontinent hielt. Kalifornien behielt bis hin in die Gegenwart seinen Status als ein goldenes Traumziel. Mehrere Generationen von Menschen kamen dort an, um ihre eigene Vorstellung vom Paradies zu verwirklichen. Der tropische Garten der Südseeinseln war einer der vielen Versionen dieses Glücks auf Erden, darum wurden in Kalifornien Palmen gepflanzt und es breitete sich rasch eine tropische Flora aus: Kalifornien wurde zu einem amerikanischen Polynesien. Man baute sogenannte Tiki-Tempel und die Menschen kamen gläubig zusammen, um einem Kult des modernen Primitivismus zu huldigen. In jenem Kult integrierte man Alkoholismus, Rassismus, Chauvinismus und Schweinefleischverzehr- heute absolute Tabus. Der Rest der Nation schaut dabei zu, wie die Kalifornier Polynesien nachahmten. Im Laufe der Zeit verfügte jede größere Stadt in den USA über mindestens einen polynesischen Tempel.
Tiki – Ursprung und Geschichte
Jetzt stellt sich natürlich die Frage wer oder was „Tiki“ überhaupt war? Zuerst gab es nach den Angaben des renommierten Spracharchäologen und Linguisten Merrit Ruhlen aus Paolo Alto in Kalifornien das Wort „TIK“ . Er verfolgte den Ursprung der menschlichen Sprache bis auf das magische Dreibuchstabenwort zurück, das sich noch heute in „toe“ (Zeh),“digit“ (Finger) und „dick“ (Schwanz) erhalten hat. Man muss sich nicht wundern, dass das Wort „Tiki“ zum Schlagwort einer ganzen Generation wurde, da es mit soviel archaischer Kraft ausgestattet ist. „Tiki“ weist jedoch nicht nur eine enge Verwandtschaft zu diesem Wort auf, sondern ist auch in der polynesischen Mythologie das Synonym für den ersten Menschen.
Tiki Kult und 50er Jahre
In den 50er Jahren wollten die Amerikaner nach dem Zweiten Weltkrieg die Früchte ihrer harten Arbeit ernten, welche ihnen wirtschaftliche Unabhängigkeit und Wohlstand gebracht hatten. Jedoch zog das selbe puritanische Arbeitsethos auch ein ganzes Bündel an sozialer und moralischer Einschränkungen nach sich. Dies erschwerte es ihnen ihren neuen Wohlstand zu genießen. Dem Mann im Flanellanzug war es auf sogenannten polynesischen Partys gestattet, sich in einen von Regeln befreiten Wilden zu verwandeln. Bunte Hawaihemden kleideten die Herren. Leicht berauscht von exotischen Cocktails, welche an Babysprache erinnerten (z.B. Lapu Lapu, Mai Tai, usw.), aßen sie mit bloßen Händen von dem Lua-Schwein und beteiligten sich an Hula- und Limbo- Wettbewerben. Endlich konnten sie sich in einer sonst konservativen Gesellschaft vergnügen und sich gehen lassen. Eine weitere Freiheit für sie war die Erlaubnis sich Bilder von barbusigen eingeborenen Frauen ansehen zu dürfen. Das geschnitzte Götzenbild der Eingeborenen, welches „Tiki“ genannt wurde, tauchte als eine neue Gallionsfigur des polynesischen Volksbrauchtums auf.
Tiki Bars und Südseeträume
Eingeleitet wurde die Ära der Tiki-Bars von Donn Beach alias „Don the Beachcromber“ im Jahre 1933 in Hollywood. Seine Bar „Don the Beachcromber“ war als Südseeparadies gestylt. Innerhalb kürzester Zeit wurde die Bar der Treffpunkt diverser Hollywoodgrößen, wie z.B. Charlie Chaplin oder Howard Hughes. Weitere bekannte Bars waren beispielsweise das „Luau“ in Beverly Hills, das „Lanai“ in San Matteo oder das „Balii Ha´i in San Diego. Alles diese Bars strahlten das Mana der „Tiki-Kultur“ aus. Die Grundausstattung einer Tiki Bar bestand aus exotischen Hölzern wie Bambus, Lahaula-Matten und weiteren importierten Hölzern. Tropische Pflanzen und Blumengirlanden oder Gebinden aus Bananen und Kokosnüssen sorgten für die perfekte Dschungel-Atmosphäre. Wagen von Eingeborenen und andere ozeanische Artefakte beschworen eine primitive Stimmung herauf. Ein immer wiederkehrender künstlicher Regenschauer erweckte den Eindruck, dass man sich in tropischen Gefilden befand. Sanfte Hintergrundmusik und Töne lullten die Gäste einer solchen Bar in Südseeträume. Die Illusion wurde durch hochwirksame Cocktail-Kreationen verstärkt.
Mai Tai – ein typischer Cocktail aus der Tiki-Bar
Ihr braucht für einen Mai Tai frisch zubereitet aus der eigenen Tiki-Bar:
- 2 cl alten Jamaica-Rum
- 2 cl St. James Martinique-Rum
- 1 cl Curacao
- Saft einer Limette
- ½ Orgeatsirup (ein im Handel erhältlicher Mandelsirup)
- ½ cl Zuckersirup
- Minze und ein Limettenviertel für die Deko
Gebt alle Zutaten in einen Shaker und schüttelt alles auf gestoßenem Eis gut durch. Garniert alles mit einem Limettenviertel und einem Minzezweig.
(Quelle: Sven A. Kirsten: The Book of Tiki, Fotos via Flickr)
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