Bassisten sind die Menschen, die mit Musikern rumhängen, oder? Kommt drauf an… Rockabilly-Bassisten sind gerne die heimlichen Stars der Band – und das zu Recht. Schließlich trägt ein gut gespielter Slap-Bass maßgeblich dazu bei, dass es die Füße in Richtung Tanzfläche zieht. Wenn Ihr einen der folgenden zehn Namen auf einer Plattenhülle lest, könnt ihr davon ausgehen, dass der Groove stimmt.
1. Lee Rocker
Er ist sogar Menschen bekannt, die sonst nur wissen wollen, “wie der Sänger heißt”. Lee Rocker, der mit dem schönen bürgerlichen Namen Leon Ducker gesegnet ist, war als Mitglied der Stray Cats einer der großen Protagonisten des Rockabilly-Revivals in den 80er Jahren. Seit der Auflösung der Band veröffentlicht Rocker regelmäßig Soloalben, die zu den besten Oldschool-Rockabilly-Scheiben der letzten zwei Jahrzehnte gehören. Mit seinem aggressiven und gleichzeitig virtuosen Spiel hat es der Musiker zu einem auch für Rockabilly-Bassisten untypischen Starstatus gebracht, den ihm so schnell keiner mehr streitig macht. Ach ja, singen kann er auch.
2. Marshall Lytle
Auch wenn der mittelalterliche und etwas schwabbelige Bill Haley in Sachen Sex-Appeal nie mit Elvis mithalten konnte, war es sein Rock Around The Clock, mit dem der Rock’n’Roll nach Deutschland kam. Dabei kann man vom Sound der Comets halten, was man will, er ist immer noch ein Tanzflächenfüller. Verantwortlich dafür ist nicht zuletzt Bassist Marshall Lytle, der wie viele seiner Kollegen von der Gitarre an den Bass wechselte. Er gilt als einer der großen Pioniere des Slap-Bass. Außerdem war Lytle einer der ersten (weißen) Showmen seiner Zunft. Noch einige Jahre vor seinem Tod, im stolzen Alter von 70, wuchtete Lytle den Bass beim Spielen auf seinen Rücken – mit einem Lächeln auf den Lippen.
3. Mark Winchester
Sein Name ist wenigen Rockabilly-Fans ein Begriff, obwohl sie den Musiker dazu mit hoher Wahrscheinlichkeit schon einmal gesehen haben – zum Beispiel als Mitglied des Brian Setzer Orchestras oder von Setzers ’68 Comeback Special. Dabei ist Mark Winchester keineswegs auf Rockabilly festgelegt. Neben Emmylou Harris stand er auch schon mit Shania Twain auf der Bühne und hegt persönlich eine Vorliebe für frühen Punk.
4. Bill Black
Über die Fähigkeiten von Bill Black am Kontrabass gehen die Meinungen auseinander. Glaubt man Sam Phillips, war der langjährige Begleitmusiker des King of Rock’n’Roll technisch richtig mies. Slappen allerdings konnte er und ist damit bis heute ein Vorbild für viele der jüngeren Vertreter seines Fachs. Außerdem war Black ein geborener Entertainer, der es liebte, sein Publikum grimassenschneidend und auf seinem Bass reitend zum Lachen zu bringen. Nach seinem Zerwürfnis mit Elvis nahm Bill Black mit seiner eigenen Band unter dem praktischen Name Bill Black’s Combo unzählige Platten mit Songs auf, die alle gleich klingen – und war damit äußerst erfolgreich.
5. Joe Fick
Wer ihn einmal live erlebt hat, dem bleiben alle Witze über den für deutsche Ohren etwas unglücklichen Namen im Hals stecken. Joe Ficks noch vergleichsweise junge Karriere beinhaltet Auftritte und Aufnahmen mit Stars wie Wanda Jackson, Billy Lee Riley und James Burton. Außerdem spielte der Wirbelwind mit den flinken Fingern Bill Black in Walk the Line – genau die richtige Rolle für den leidenschaftlichen Fan des Elvis-Bassisten, der genau wie dieser nichts davon hält, dass Bassisten die Show dem Sänger überlassen sollten.
6. Marshall Grant
Dass weniger oft mehr ist, bewies kaum ein Rockabilly-Bassist so eindrucksvoll wie Marshall Grant. Als Sideman von Johnny Cash prägte er dessen charakteristischen Sound und sorgte für das unverkennbare “Boom-Chicka-Boom”, das Songs wie Great Balls Of Fire oder Folsom Prison Blues auszeichnet. Dabei war diese genauso schlichte wie wirkungsvolle Rhythmusfigur eigentlich eine Verlegenheitslösung, denn Grant war ursprünglich Rhythmus-Gitarrist und hatte vom Bassspielen keinen blassen Schimmer, als er das Instrument wechselte.
7. Dave Roe
Dave Roe ist bei Rockabilly-Fans vor allem wegen seiner Rolle als Bassist von Johnny Cash zwischen 1992 und dem Tod der Countrylegende bekannt. Der “Man in Black” war es auch, der den aus Hawaii stammenden und in der Countrymetropole Nashville ansässigen Musiker zum Kontrabass bekehrte. Heute gilt Roe, der vorher ausschließlich an der Bassgitarre zu Hause war, als Koryphäe auf dem Gebiet des Slap-Bass
8. Jimmy Sutton
Als JD McPherson mit seinem Debüt Signs and Signifiers den Beweis erbrachte, dass Rockabilly auch im 21. Jahrhundert noch so frisch klingen kann wie 50 Jahre vorher, war es neben dem Sänger selbst vor allem sein baumlanger Bassist und Produzent, der die Blicke auf sich zog. Dabei war Jimmy Sutton in seiner Heimatstadt Chicago zu diesem Zeitpunkt schon lange kein Unbekannter mehr. Schließlich widmet er sich seit seiner High-School-Zeit dem unhandlichen Instrument mit den vier Saiten. Heute ist Sutton eine der großen Namen des zeitgenössischen Rockabilly – als Produzent, Bandleader und natürlich Bassist.
9. Pete Turland
Dass Pete Turland 1989 Roy Williams Aufforderung, nach Kanada zu kommen und mit den Nervous Fellas zu spielen, nachkam, erwies sich als Glücksfall für den Musiker aus England. Heute gehört Turland zu den bekanntesten Rockabilly-Bassisten in seiner neuen Heimat. Dabei gibt er sich längst nicht mehr mit dem Bass zufrieden, sondern brilliert mittlerweile auch an der Gitarre. Manche können’s eben einfach.
10. Willie Dixon
Eigentlich gehört Willie Dixon nicht zu den Rockabilly-Bassisten. Dass er trotzdem hier steht, ist dem Einfluss zu verdanken, den der Koloss am Kontrabass auf die ihm nachfolgenden Generationen an Musikern hatte. Als Instrumentalist und Songwriter prägte er das legendäre Label Chess Records und ist auf unzähligen Scheiben bekannter Bluesmusiker wie Muddy Waters, Howling Wolf oder Little Walter zu hören. Auch dem frühen Rock’n’Roll drückte Dixon als Sideman von Chuck Berry seinen Stempel auf, sparsam, groovebetont und immer mit einem Ohr für den richtigen Ton zur richtigen Zeit. Kein Wunder, dass die meisten hier aufgelisteten Rockabilly-Bassisten ihn als wichtige Inspirationsquelle angeben.
Titelbild: The Pinstripes © Uli Stotz
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