Vorab-Review: Kitty in a Casket – “Kiss & Hell”

Foto: Distorted Picture Photography by Werner Nowak

Der vierte Streich der österreichischen Punkabilly-Combo “Kitty in a Casket” steht ab dem 26. Februar in den Läden. Als “unser ehrlichstes Album” bezeichnet Frontfrau Kitty “Kiss & Hell”. Wir haben den Tonträger vorab schon einmal bekommen und ihn auf Herz und Nieren geprüft.

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Kitty in a Casket: Von Wien aus um die Welt

Mit Musik erfolgreich zu sein, ist keine leichte Sache. Das gilt vor allem für Musiker, die keine Lust verspüren, sich an Mainstream-Radio und Einweg-Plastikpop zu orientieren. Kommt man dann noch aus einem deutschsprachigen Land, singt aber auf Englisch, ist das eine weitere Hürde, an der schon so mancher ambitionierte Newcomer kläglich gescheitert ist. Kitty in a Casket lassen sich von all dem nicht abschrecken und der Erfolg gibt ihnen recht. Zahlreiche erfolgreiche Konzerte, Teilnahmen an renommierten Festivals quer durch Europa, stattliche Verkaufszahlen, ja sogar eine Amerikatour mit 27 Konzerten – über mangelnde Resonanz können sich Kitty und ihre Mannen nicht beklagen.

Kitty in a Casket

Foto: Distorted Picture Photography by Werner Nowak

Mit “Kiss & Hell” möchte das Quintett aus Wien noch einmal einen Gang höher schalten. Produziert von Gitarrist Billy the Bat und gemastert im “Sage Audio Nashville Mastering Studio” in der Countrymetropole Nashville, präsentiert sich der Neuling schon optisch angriffslustig. Ob die 13 Songs so einschlagen wie die Bombe, auf der es sich Kitty auf dem Albumcover bequem gemacht hat?

Flott, melodisch und mit einem (kleinen) Schuss “billy” – “Kiss & Hell”

Vorab sei gesagt: Mit Psychobilly hat “Kiss & Hell” nicht viel mehr zu tun als Nickelback mit Heavy Metal – sieht man einmal von einem immer wieder einmal flott vor sich hin walkenden Kontrabass ab. Stattdessen versammelt der Neuling von Kitty in a Casket wie seine Vorgänger vor allem melodischen Punkrock mit einem gut dosierten Schuss Rock’n’Roll. Daran ist zunächst einmal nichts verkehrt.

sticks and stones

Foto: Distorted Picture Photography by Werner Nowak

Die bereits von uns im Blog vorgestellte Vorabsingle “Sticks and Stones” gibt die Marschrichtung vor. Melodisch-rockige und äußerst geschmackvolle Gitarrenriffs, eingängige Hooklines und eine munter nach vorn preschende Rhythmusgruppe sind die Zutaten, aus denen Kitty in a Casket ihren Sound kreieren. Zusammen mit der markanten Stimme der zierlichen Frontfrau ergibt das eine Mischung mit viel Popappeal, die sich schnell in den Gehörgängen einnistet. Wer “Kiss & Hell” hört, muss sich darauf gefasst machen, dass ihn danach der eine oder andere Ohrwurm durch den Tag begleitet. Es gibt definitiv Schlimmeres…

Rocker kommen trotz Mitsingpotential auf ihre Kosten, allein deshalb, weil Kitty in a Casket bis auf wenige Ausnahmen ein erfrischend flottes Tempo vorlegen. Songs wie “Lurking in the Dark” oder “Straight to Hell” lassen mit ihrem kompromisslosen Punk-Groove an die alten “Bad Religon” denken. Geht es doch einmal gemütlicher zur Sache, kann man sich meist sicher sein, dass es sich dabei nur um ein kurzes Halftime-Intermezzo handelt.

 

 

Zombies, Blutrausch und eine Ballade zum Abschluss

Am meisten Psychobilly sind Kitty in a Casket in ihren Texten. Denn dann kommt die Vorliebe von Sängerin Kitty für Schauermärchen und Ausflüge ins Horrorgenre zutage. Entsprechend ist auch auf “Kiss & Hell” viel die Rede von Monstern, Zombies und die Lust nach frischem Blut. Richtig düster wird es trotzdem nicht. Dafür ist die musikalische Grundstimmung auch dann viel zu beschwingt, wenn Kitty bekennt “I’m in a bloodrush”. Ernste Töne schlägt erst die abschließende Akustiknummer “Gone” an, in der die junge Sängerin eine dramatische persönliche Erfahrung verarbeitet und dabei sogar eine wehmütige Pedal Steel einschmuggelt.

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Alles in allem also ein würdiger Nachfolger des erfolgreichen “Bittersweet”. Wer ein Faible für druckvollen, melodischen Punkrock mit Frauenstimme und Rock’n’Roll-Einschlag hat und sich nicht an einer etwas glatten Produktion stört, der kommt hier in jedem Fall auf seine Kosten. Neben der Single “Sticks & Stones” ist es vor allem das hymnenhafte “Of Cats & Demons”, das sofort ins Ohr geht. “Straight to Hell” erinnert positiv an die legendären skandinavischen Schweinerocker “Gluecifer” und “Yeah Yeah Yeah” kombiniert Surf-Gitarren und Kontrabass in beinahe klassischer Manier. Das deutschsprachige “Feuer & Eis” gerät dagegen leider zum Stromgitarren-Schlager, textlich wie musikalisch. Aber man kann ja auch nicht alles richtig machen.