Rockabilly in Südafrika – Dusty Rebels and the Bombshells

Daniel Manners: Cape Town Winter Sunrise

Ihr habt demnächst einen Abstecher nach Südafrika geplant, weg vom nasskalten Novemberwetter in eines der vielseitigsten Länder der Welt? Auf Rockabilly-Flair muss man auch in der Regenbogennation nicht verzichten. In den letzten Jahren hat sich in Städten wie Johannesburg eine lebhafte Szene herausgebildet, mit Burlesque Tänzern, Hot Rod Enthusiasten und jungen Bands zwischen Old School 50s Sound und dreckigem Psychobilly. Wer seine Reise im November antritt, hat sogar die Gelegenheit, neben Safari und Strand “Dusty Rebels and the Bombshells” zu besuchen, Südafrikas erstes Rockabilly Festival.

Rock’n’Roll, Musik für Weiße – ein Blick zurück

Zu seiner Hochzeit in den 50er Jahren spielte Rockabilly in Südafrika kaum eine Rolle. Ausschlaggebend dafür war, dass er von der schwarzen Bevölkerung mehrheitlich als Musik weißer Interpreten für ein weißes Publikum angesehen wurde. Das stand in einem scharfen Kontrast zu den USA, in denen “besorgte Bürger” zusammen mit dem Ku-Klux-Klan Sturm liefen gegen die “Dschungelrhythmen”, die die Moral einer unschuldigen (hellhäutigen) Jugend bedrohten.

Da die Plattenfirmen, die den südafrikanischen Markt belieferten, allein auf eine weiße Käuferschicht abzielten, bekam man hier allerdings von Interpreten wie Chuck Berry oder Little Richard kaum etwas mit. Rock’n’Roll-Platten gab es nur von weißen Künstlern zu kaufen und für Liveauftritte wurden in erster Linie britische Teenagerstars wie der ewige Sunnyboy Cliff Richard verpflichtet. Die Reaktion der schwarzen Bevölkerung auf solche Gastspiele war entsprechend bescheiden. Als der englische Rock’n’Roller Tommy Steele in zwei Konzerten für ein schwarzes Publikum in Johannesburg auftrat, blieb die Hälfte der Halle leer.

Ausnahmen bestätigen auch hier die Regel. Das belegen einige wenige Rock’n’Roll-Platten schwarzer südafrikanischer Musiker, die  zwischen 1956 und 1958 erschienen – allen voran die Aufnahmen der Bogard Brothers, die als Duo (Kontrabass und Gitarre) einige der abgefahrensten Cover von Buddy Holly und Elvis Presley Songs aufnahmen, die die Musikgeschichte jemals hervorgebracht hat.

Rockabilly in Südafrika heute – die Szene boomt

Seit einigen Jahren hat der Rockabilly-Lifestyle in allen seinen Facetten Einzug gefunden in Südafrika – allen voran Bands wie die “RatRod Cats”. Das Trio aus Gitarrist KC Royal, Double Dave am Kontrabass und Drummer Rick-abilly hat sich ganz dem Oldschool Rockabilly verschrieben, mit viel Swing und knarzigen Punk-Anleihen. Zu den alten Hasen der Szene gehören “Martin Rocka & The Sick Shop”. Für manch einen Szenekundigen zählen die drei zu den besten Livebands  in Südafrika überhaupt – nicht nur weil Leader Martin Rocka sein Gesicht konsequent mit einer Wrestling Maske tarnt. Auch die “Them Tornados” und die “Dixie Pricks” können mittlerweile eine stattliche Zahl von Fans verzeichen. Sogar eine Rockabella Band mit dem vielversprechenden Namen “Le Femme Fatales” gibt es in Cape Town.

Feste Szenetreffpunkte gibt es leider noch wenige in Südafrika für Rockabillies und Artverwandte, auch wenn sich in Johannesburg mit dem Dakota Lee eine Tattoo Parlour & Rockabilly Bar angesiedelt hat. Etwas weiter vom Zentrum entfernt, im Hell’s Kitchen, regieren zumindest optisch die 50s. Dazu gibt es für mutige Gäste  “Hellfire”, selbst destillierten Zimt-Schnaps. Allein das ist ein Grund, der gemütlichen Kneipe im Vorort Melville einen Besuch abzustatten.

Dusty Rebels and the Bombshells – Südafrikas Rockabilly Festival Nr. One

“Dusty Rebels and the Bombshells” ist Südafrikas erstes Rockabilly Festival und der Place to be für heimische Rockabillies, Pin up Girls und Hotrod Enthusiasten. Zum dritten Mal in Folge veranstalten die zwei Organisatorinnen, die sich selbst als 100% Bombshell bezeichnen, das Event dieses Jahr und fahren dabei alles auf, was Rockabilly-Herzen höher schlagen lässt.

dusty rebelsNeben Auftritten von Martin Rocka & The Sickshop und einer Reihe anderer Bands erwarten Besucher sexy Burlesque Vorführungen, eine Car and Bike Show und ein Dirt Track Race, das seinem Namen alle Ehre macht. Daneben gibt es jede Menge Gelegenheit, sich mit 50s Mode und Accessoires einzudecken und die Nacht durchzutanzen. Das ganze Vergnügen dauert zwar nur einen Tag, doch wer es richtig auskosten möchte, kann mit Camping Ticket gleich vor Ort schlafen und sich am nächsten Morgen vergewissern, dass Rockabilly in Südafrika am Leben ist.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Titelbild: Cape Town Winter Sunset von Daniel Manners unter cc